Donnerstag, 20. Februar 2014

Mein Arbeitstag


Halli Hallo, ihr Lieben!
Nachdem ich jetzt so oft über Ausflüge, Kurztrips und besondere Anlässe gebloggt habe, möchte ich euch erzählen, was ich sonst so in der Zwischenzeit mache. 
 

8:00 Uhr: Mein Wecker klingelt und nach einer meist erholsamen Nacht muss ich leider aufstehen (auch wenn ich es manchmal noch so 20 Minuten hinziehe J )

8:45 Uhr: Nachdem ich mich fertig gemacht habe, packe ich meine Materialien zusammen und gehe rüber ins BSSK. Dort frühstücke ich dann zusammen mit der Isa und mache mir meine Tiffin (=Lunchbox) fertig.

9:15 Uhr: Meine Riksha holt mich ab und fährt mich zur Schule.

9:30 Uhr: Die Schule beginnt damit, dass die Anwesenheit aller Schüler überprüft wird und das Morgengebet sowie die Nationalhymne gesungen wird.

10:00 Uhr: Endlich geht der Unterricht los und ich starte mit meiner Klasse. Dort unterrichte ich vormittags meist Englisch, manchmal mache ich auch ein wenig Musik oder Kunst mit ihnen. Momentan machen wir viele Mindmaps zu verschiedenen Themen wie z.B. Schule, Familie, Zirkus.

11:00 Uhr: Chai-Time!!  Alle Mitarbeiter bekommen einen Tee. Ich habe den Unterricht für mich so strukturiert, dass wir bis um 11 Uhr etwas zusammen erarbeiten und danach bis zum Mittagessen Einzelarbeit ist. Also sitze ich daneben, gebe Hilfestellungen, korrigiere, lobe und schimpfe leider auch ab und zu.

12:00 Uhr: Tiffin-Time!! Alle holen ihre Tiffins und setzen sich in die Hall, wo dann gemeinsam gegessen wird. Alle teilen ihr essen, sodass man am Ende von vielen leckeren Sachen probiert hat.

12.30 Uhr: Die Mittagspause ist zu Ende und die Maushis machen den Boden sauber (was dann auch wirkliche nötig ist!). Die Kinder dürfen noch eine halbe Stunde spielen, toben und laut sein, um ein bisschen Energie abzulassen.  Das ist eigentlich meine liebste Zeit des Tages, weil ich viel mitspiele und so auch die Kinder kennenlerne, die ich nicht unterrichte.

13:00 Uhr: Unterricht geht weiter! Für mich heißt es jetzt, meine grauen Zellen nochmal zu beanspruchen und den Kindern ein bisschen Mathe einzubläuen. Und nicht selten bereue ich, dass ich selber in Mathe viel zu wenig aufgepasst habe.

14:00 Uhr: Cricket-Time! Mit dem Physiotherapeut gehe ich mit den Kindern nach draußen, wir spielen Cricket oder spielen einfach auf dem Spielplatz. Ehrlich gesagt erkenne ich keine Struktur in Cricket, das ist sooooo seltsam. Manchmal soll ich auf einmal losrennen und dann denke ich, ich hätte es begriffen und renne von alleine los, werde dann aber von allen Kindern ausgeschimpft!

14:50 Uhr: Alle kommen nochmal zusammen, singen ein Lied und beten.

15:00 Uhr: Die Schule ist aus! Meine Riksha holt mich ab und bringt mich nach Hause. Meistens wasche ich schnell Wäsche, die ich morgens eingeweicht habe und fege einmal durch.

15:30 Uhr: Ich gehe rüber ins BSSK wo ich von einer Tasse leckeren Chai und einem kleinen Snack empfangen werde, meistens einer Orange, Apfel oder indischen Snacks wie z.B. Ladus. Nach dem Tee helfen Isabbell und ich den Aaias die Kinder nach dem Mittagsschlaf ebenfalls mit einem kleinen Snack und einem Glas Milch zu versorgen.

16:30 Uhr: Entweder spiele ich noch mit den Kindern oder ich gehe wieder nach Hause, weil ich noch Unterrichtsmaterialien vorbereiten muss. Zum Beispiel entwerfe ich für die Klausuren Übungsaufgaben oder bereite kleine Basteleinheiten vor.

17:30 Uhr: Arbeit ist vorbei! Manchmal müssen wir noch etwas einkaufen, dann fahren wir zum Markt oder zu einem Supermarkt. Oder wir beschäftigen uns mit unseren Hobbies. Ich habe das Quiltnähen für mich entdeckt! Im November war ich bei einer Ausstellung, an welcher auch meine Schule teilgenommen hat und dort habe ich Shruti kennengelernt. Sie hat ihr Hobby zum Beruf gemacht und näht Quilts. Diese schickt sie dann zu Wettbewerben und verkauft sie. Außerdem macht sie auch Workshops oder gibt Einzelunterricht. Hier findet ihr ihre Website.

19:30 Uhr: Spätestens jetzt gibt es Abendbrot. Unsere Favoriten: Joghurt mit Cornflakes und Banane, Tomatensalat mit Paneer, gekochte Eier, Toast mit vegetarischen Streichpasten oder ein leckeres Dinner bei unserem geliebten Dosacenter. Manchmal schauen wir zum Essen eine Folge Dexter, je nachdem, ob jemand die Spendierhosen anhat und das Internet opfert (..demnächst schmeiße ich wieder eine Runde. Versprochen, Isa.).

21:30 Uhr: Wenn Isa und ich uns Gute Nacht gesagt haben und wir beide brav in unseren Wohnungen sitzen, höre ich meistens Musik. Momentan lese ich auch wieder sehr viel. Ich habe schon mehrere Winnetoubücher verschlungen. Wer sich für Autismus interessiert, sollte unbedingt „Buntschatten und Fledermäuse“ lesen. Momentan lese ich „Der Graf von Monte Christo“.

22:30 Uhr. Oder 23:00 Uhr. Oder 23:30. Oder noch später.: Ins Bett. Manchmal telefoniere ich mit meiner Familie. Es gibt Phasen, da reden wir so gut wie jeden Tag und es gibt auch Phasen, da reden wir auch nur einmal die Woche.

 

Entschuldigt bitte, dass ich diesmal keine Fotos hochgeladen habe, mein Internet ist gerade ein wenig begrenzt. Aber ich verspreche euch, nach dem ausführlichen Reisebericht poste ich Bilder von meiner Schule, meiner Wohnung und noch ein paar Dingen, die für mich zum Alltag gehören.

Bis dann!

 

Freitag, 7. Februar 2014

Prostitutes of God

Die Tempelprostitution ist in Indien ein verbreitetes Problem. Eltern verkaufen ihre Kinder an Tempel und geben sie so in den Dienst von Gott.
Früher wurden die sogenannten Tempeldienerinnen verehrt, da sie durch ihre sexuellen Akte angeblich negative Energien absorbierten. Die Weihzeremonie glich der einer Hochzeit, es ist quasi die Hochzeit des minderjährigen Mädchens und der Gottheit.
Durch die britische Kolonialherrschaft wurde durch die christlichen Moralvorstellung die Tempelprostitution  der "normalen" Prostitution gleichgesetzt.

Über dieses Problem habe ich gerade eine Doku gesehen. Für mich war es ein Schock, da ein Teil der Doku in Sangli gedreht worden ist. Die Straßen und Orte in dem Zusammenhang im Fernsehen zu sehen, war wirklich erschreckend. Die Doku findet ihr hier.

Die Kindernothilfe hat sich dem Problem angenommen. Wer sich weiter informieren oder vielleicht sogar einen kleinen Beitrag leisten will, findet hier weitere Informationen.
 

Samstag, 25. Januar 2014

Und schon wieder ein Jahr vergangen!


Wie konnte das nur passieren? Es kommt mir so vor, als ob du Zeit nur so verfliegt. Ich bin jetzt fast  fünf Monate hier und Anfang August muss ich hier schon wieder weg. Was für ein schrecklicher Gedanke!

Wie ihr in meinem letzten Blogeintrag lesen konntet, hatte ich ein schönes Silvester und bin so gut ins neue Jahr gestartet. Lange ließen die Ereignisse nicht auf sich warten, denn für mich und Isa ging es nach Pune, um die anderen Freiwilligen zu besuchen und ein paar medizinische Tests durchführen zu lassen (es ist alles in Ordnung, keine Sorge!). In Pune schlugen wir uns den Bauch mit all den leckeren Sachen voll, die wir in Sangli schwer oder gar nicht bekommen können: Käse, Donuts, Pasta, Pizza, Bananenmuffins, Möhrchenkuchen, Käsekuchen, Chickenwings – mhmm!


Am 5. Januar ging‘s dann aber über Mumbai weiter nach Udaipur zu unserem Zwischenseminar.
 
 
Eine ganze Woche nur Deutsche um uns herum, es war herrlich! Man konnte ein bisschen abtauchen, Abstand nehmen und reflektieren. Die Themen mit denen ich mich am meisten beschäftigt haben waren

-          Was ist bisher passiert?

-          Wo sind eventuell Probleme und wie lassen sich diese lösen?

-          Wer/was sind meine Stützpfeiler und wieso?

-          Was ist mir persönlich wichtig?

-          Was ist der Sinn und Zweck meines Freiwilligendienstes?

-          Was passiert nach dem Seminar?

-          Was passiert nach dem Freiwilligendienst?

Auch wenn ich sehr viel nachgedacht habe und auch viele ernste Gespräche geführt habe, kam der Spaß nicht zu kurz: Lagerfeuer mit Stockbrot und auch eine Runde Werwolf haben nicht gefehlt. Mit unseren tollen Seminarleitern haben wir auch einen Nachmittag einen Ausflug nach Udaipur gemacht und ein wenig Sightseeing gemacht, um den Tag in einem ziemlich schicken Restaurant ausklingen zu lassen.
 
Wir haben auch einen See besucht, der total verseucht ist. Um Udaipur herum wird viel Marmor gewonnen und geschliffen. Beim Schleifen werden viele Chemikalien verwendet, die dann mit dem Staub eine zähe Masse ergeben. Diese Masse wird seit Jahren in diesen See gepumpt. Asthma ist ein weit verbreitetes Problem in der Gegend.


Eine ganz tolle Seminargruppe!

 

Nach dem Seminar bin ich mit ein paar anderen Frewilligen noch einen Tag in Udaipur geblieben. Es ist eine wundervolle Stadt! Ich liebe den Duft der vielen Ledertaschenläden, den tibetischen Markt, auf welchen ich einen Schal aus echter Yakwolle erstanden habe und den idyllischen See mit dem City Palace, in welchem der James Bond Streifen „Octopussy“ gedreht worden ist.

 

 
 
 
 
   
                                                   Ich hätte mich totkaufen können.
 
 
TOTKAUFEN.


Mit einem Sleeperbus sind wir dann weiter nach Jaisalmer gefahren, die Stadt der Kamele. Dort haben Isa und ich eine Wüstensafari auf dem Rücken eines dieser Wüstenschiffe gemacht. Ich habe diese Ruhe sehr genossen! In den Dünen wurde dann unser Lager aufgeschlagen und nach einem wunderschönen Sonnenuntergang saßen wir mit Menschen aus aller Welt ums Lagerfeuer herum und haben unser leckeres Abendessen genossen und uns viel unterhalten und gelacht, bevor es dann in die vorbereiteten Betten ging – im besten Hotelzimmer der Welt: der freien Natur unter einem atemberaubendem Sternenhimmel.
 
Isas Kamel hieß Lulu :D


 
Wir haben einen Halt an einer verlassenen Stadt gemacht. Sie ist wohl schon 800 Jahre alt, wenn ichs richtig verstanden habe :)

 
Ich schwöre, ich habe den Stein nur ganz leicht berührt und dann fällt er mir in die Hände.
DA OBEN WAR DER!

 
Der gruseligste Moment bisher: die ganze Gruppe teilt sich auf und alle laufen für sich durch die Stadt. Isa und ich gehen in ein Haus und sehen das da auf dem Boden. Wir dachten erst das wäre Asche von toten Menschen! Aber es waren nur umgefallene Statuen oder so.


 
Wüste

          
Mein Kameljunge hieß Ram. Er ist zehn Jahre alt und kann leider nicht
 zur Schule gehen, weil es in seinem Wüstendorf keine Schule gibt.


 
Spazierengehen in den Wüsten ist nicht ganz so einfach wie durch die Stadt ;)


 
Sowas bitte nicht nachmachen, es sei denn man hat hinterher Wechselklamotten und eine Dusche.
 

                                                     Hat trotzdem Spaß gemacht.


 
Unser Nachtlager wurde wie auch alles andere von unseren Wüstenführern vorbereitet.

                                                      
                                                                  Ich und mein Rangell
 

 

Leider ging es nach einem weiteren halben Tag in Jaisalmer wieder nach Sangli, denn auch wenn die Arbeit Spaß macht, Urlaub ziehe ich dem dann doch irgendwie vor.


 
 
Aber ich muss auch nicht lange auf den Nächsten warten. Am 22. Februar kann ich meine Eltern in Delhi in die Arme schließen, bevor es auf eine Reise in den Himalaya und durch Rajasthan geht. Ich freu mich schon wahnsinnig!

 

Freitag, 24. Januar 2014

Es war einmal im Dezember

Was macht Weihnachten für mich persönlich aus? Ich glaube, dass ist der Weihnachtsduft. Das ist der Geruch der gebrannten Mandeln und des Frosts. Der Duft, wenn zu Hause das Feuer im Kamin lodert und der süße Duft von Bratäpfeln in der Luft liegt.

Weihnachten bedeutet für mich auch jedes Jahr aufs Neue: am 23. Dezember in die Stadt und alle Geschenke besorgen und diese dann in der Nacht auf den 24. Dezember liebevoll einzupacken, Karten zu basteln und dabei tonnenweise Plätzchen essen.

Logisch, dass es dieses Jahr alles anders war. Anders, aber nicht schlechter!

Ende November ging für mich die Weihnachtssaison schon los, denn es trafen Überraschungen aus Deutschland ein: ein mit viel Liebe selbstgemachter Adventskalender von Isi und Rica und ein Päckchen mit Weihnachtsdeko und Plätzchen von meiner Familie. Tausend Dank dafür! Ich habe mich unendlich gefreut!

Für das BSSK haben wir auch einen Adventskalender gebastelt, gefüllt mit Süßigkeiten, Spielzeug, Seifenblasen und vielen anderen Kleinigkeiten. Natürlich war es dann der Höhepunkt des Tages, ein neues Päckchen zu öffnen! Wir haben auch viele Weihnachtskarten gebastelt, für jede Kollegin eine.
 
 

Am 21. Dezember war die erste Weihnachtsfeier, bei mir in der Schule. Ich habe das erste Mal einen Sari getragen! Für das Fest habe ich zusammen mit den Kindern Tannenbaumschmuck aus Salzteig gebastelt und auch ein Lebkuchenhaus gemacht, was aber leider nicht ganz so aussah wie auf der Verpackung.


 
Aus dem Salzteig haben wir Christbaumschmuck gemacht und auch angemalt!
 
 
So einen Sari zu binden ist echt eine Disziplin für sich. Der Sari an sich besteht aus drei Teilen: Der Bluse, dem Unterrock und dem Tuch, welches 5-7 Meter lang ist. Das wird erst am Unterrock befestigt und dann sehr kompliziert um den Oberkörper geschlungen. Zum Glück hatte ich Sangeeta, ich musste nur still halten!

 
 

 
Meine Kollegen
 
Links von mir Sangeeta, meine Anleiterin
In der Mitte im schwarzen Sari: Mrs Chadha, die Schulleiterin
Die kleine Frau ganz vorne im grün-roten Punjabidress: Leela-Teacher, ich unterrichte die Hälfte ihrer Klasse komplett alleine, konzipiere die Klausuren und darf diese sogar kontrollieren!
 
 

Für den 23. Dezember wurde von einer christlichen Mitarbeiterin eine große Weihnachtsfeier organisiert, zu der viele Mitglieder der Kirche in Sangli gekommen sind. Das ganze BSSK wurde geschmückt und die Kinder mit Süßigkeiten vollgestopft. Leider ging es uns beiden an diesem Tag nicht gut und abends ist es bei mir dann so schlimm geworden, dass ich ins Krankenhaus gebracht worden bin.

Natürlich viel dann auch unsere Weihnachtsfeier am 24. Dezember ins Wasser, für die wir mehrere Kilo Kekse buken, ein paar dutzend Weihnachtslieder runterluden und ein schönes Lagerfeuer mit Stockbrot planten.

Am 26. Dezember hatte ich dann einen Rückfall und wurde nochmal für drei Tage ins Krankenhaus gebracht.

An Silvester waren wir beide dann ganz deprimiert und haben uns darauf eingestellt, auch den Jahreswechsel zu Hause mit Reis und Toastbrot zu verbringen. Trotzdem wollten wir uns dann eine westliche Sachen gönnen: einen Kaffee (bzw. Tee) im Café Coffee Day in der SFC Mall. Während wir genüsslich unsere Getränke schlürften ist uns aufgefallen, wie viele Jugendliche in die Mall kommen: total auf gestylt. Wir wollten nur mal nachsehen, was da läuft und treffen sofort auf Luke, der Mallmanager, mit dem wir uns schon angefreundet haben. Da erfuhren wir, dass er die Party des Jahres schmeißt und er hat uns dann auch sofort auf die Tanzfläche verfrachtet. Zuerst waren wir etwas überfordert, da wir nie damit gerechnet hätten, so etwas im spießigen Sangli zu finden. Außerdem haben wir uns etwas underdressed gefühlt. Ohne Witz, wir waren am indischsten angezogen. Aber dann haben wir einfach mitgefeiert und es war wirklich super! Es ist Wahnsinn, wie die alle abgehen können – ohne einen Tropfen Alkohol!

Wir haben es sehr genossen und waren echt froh, so zufällig die Megaparty in Sangli zu finden.

Ich hoffe, ihr seid auch alle gut reingerutscht und habt schön mit euren Familien und Freunden gefeiert!

Eure Nana

Dienstag, 31. Dezember 2013

Chiplun

Der Hauptsitz vom BSSK ist in Pune. Daneben gibt es noch drei weitere Außenstellen – in Aurangabad, Sangli und Chiplun. Ujjwala ist sowohl von Sanglli als auch von Chiplun die Chefin.

Eines Tages fragte sie uns, ob wir nicht mit nach Chiplun wollten. Natürlich wollten wir!

 

So hieß es dann am 15.12.: Um 6 Uhr morgens aufstehen und um halb sieben: auf nach Chiplun! Die Fahrt war wundervoll. Die Landschaft ist unglaublich und man schaut wirklich die ganze Zeit aus dem Fenster. Natürlich nie nach vorne, denn die Fahrweise unseres Fahrers ist „ein bisschen“ riskant. In Chiplun angekommen wurden wir von einem herrlichen Mittagessen empfangen. Weil Ujjwala arbeiten musste, haben wir ein bisschen mit den Kindern gespielt oder die unglaubliche Aussicht auf der Terasse bei einer Runde UNO genossen. Am Abend zeigten Ujjwala und Chandu uns ein wenig die Umgebung. Wir besichtigten einen alten Tempel und aßen die Spezialität der Region: Fisch! Der Fisch war göttlich. Er wurde in Kokosnusscurry gekocht und dieses Curry allein ist einfach herrlich! Dazu gab es Wade, ein gigantisches Donatförmiges Gebäck, das quasi Chapatiersatz war. Auch sehr lecker.
 
 
Unterwegs haben wir uns eine Jageryfabrik angeschaut.
Jagery wird aus Zuckerrohr gemacht und wird zum Süßen verwendet. Schmeckt ein bisschen wie Honig!


 

 

Am nächsten Tag durften Isa und ich so lange schlafen, wie wir wollten. Das haben wir selbstverständlich ausgenutzt. Am Nachmittag trafen dann die zwei Australierinnen ein, die der Grund für Ujjwalas Ausflug nach Chiplun waren. Die Beiden gehören einer australischen Gruppe an, die Kinder des Sponsorshipprogrammes fördert. Shilpa wurde als Baby in  Pune aus dem BSSK adoptiert und Kelsey ist schon seit langer Zeit ihre beste Freundin. Die Beiden brachten viele Geschenke für die Sponsorships mit und am gleichen Nachmittag haben wir auch Einige der Kinder besucht, u.A. das Sponsorship von Kelsey. Wir haben auch ein Kind in einer Schule besucht. Die Schule hat einen mega Aufriss gemacht: die Tanzgruppe hat vor der Schule getanzt, uns wurden feierlich Blumen überreicht und im Büro mussten wir uns einen Vortrag des Direktors anhören, den er vom Flyer abgelesen hat. Versteht mich nicht falsch, ich war schon  beeindruckt. Aber es hat mich sehr gestört, dass alles so zur Schau gestellt worden ist. Was mir dann den Besuch wirklich verdorben hat ist, dass uns der Direktor am Schluss einen Brief in die Hand gedrückt hat mit den Worten: „Read this letter hardly and solve our problems.“.

 
 


Auch am nächsten Tag haben wir Sponsorships besucht und gerade für Shilpa ist es sehr emotional gewesen, da sie immer gedacht hat: „Das könnte eigentlich auch mein Leben sein!“. Die Häuser der Familien sind größer als die der Sponsorships in Sangli und wirken auch deutlich besser, da Chiplun sehr ländlich ist und die Kinder nicht in einer „slumlike area“ leben. Die Natur ist unglaublich und die Menschen leben mit ihr zusammen im Einklang. Das ist das wirkliche, natürliche, auf dem Boden gebliebene Indien. Hier werden die verschiedenen spirituelle Rituale und die natürlichen Heilmethoden noch wirklich gelebt.
 
Das Überreichen der Sponsorgeschenke




 
So ein Sonnenbad ist herrlich ...

 
 
...und mach hungrig! Nene, ich wars echt nicht, wie kommt ihr denn da drauf?! :D 

 
 

Zusammen mit den Australierinnen sind wir dann nach Hause gefahren und haben noch einen tollen Abend in unserem berühmten Dosacenter verbracht.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Dada, Good Bye und auf Wiedersehen


Als ich meine Bewerbung für meinen Frewilligendienst fertig gemacht habe, war mir klar, dass ich definitiv mit Abschied konfrontiert werden würde. Der Abschied von Freunden, Familie. Abschied von Deutschland, der Ordnung, dem Essen. Ich habe mich damit getröstet, dass es nur ein einmaliger Abschied sein wird und außerdem werde ich ja nach einem Jahr zurückkommen.

Das Thema Abschied ist für mich nicht nur einmalig.

Der Abschied geht weiter. Kurz nach unserer Ankunft musste ich mich schon von Poonam verabschieden, einem kleinen Mädchen mit einem süßen Mondgesicht. Sie war nur kurz im BSSK und wurde von ihren Großeltern aufgenommen, nachdem ihre Mutter sie ins Heim gebracht hat.

Dieser Abschied war nicht so schmerzhaft, denn ich weiß, dass Poonam es jetzt besser hat, als in dem besten Kinderheim der Welt (=BSSK Sangli). Genauso verhält es sich mit den Adoptionen. Das Heim kann niemals die Liebe und Geborgenheit von Eltern und einem zu Hause geben können.
Babies werden schnell „wegadoptiert“, zu ihnen baue ich keine enge Bindung auf. Aber bei der Adoption älterer Kinder ist das nicht so leicht. Vor ca. einem Monat wurde die große Gauri adoptiert. Zu ihr hatte ich eine enge Bindung und doch habe ich mich neben der Traurigkeit, die nun mal da ist, sehr für sie gefreut.

Der schlimmste Abschied war bisher für mich der von Yogita. Das BSSK muss Kinder, die das sechste Lebensjahr erreichen in eine andere Institution geben. Yogita hat keine Chance auf eine Adoption, da sie HIV positiv ist und ihre Lebenserwartung bei maximal 20 Jahren liegt. Oft haben wir Ujjwala gefragt, wie viel Zeit Yogita noch im BSSK bliebe und jedesmal antwortete sie, dass sie nach einem guten Heim suchen. Eines Tages war es ganz plötzlich soweit. Ujjwala hat niemandem etwas gesagt, damit Yogita bis zum Schluss normal behandelt wird. „Nach dem Mittagessen bringen wir Yogita weg.“. Der Schock saß tief, bei allen. Nur Yogita freute sich, suchte ihre Lieblingskleider zusammen, nahm ihr Lieblingsspielzeug und verabschiedete sich von den Kindern. Ich kannte Yogita gerade mal drei Monate und hatte Tränen in den Augen. Die Aias und Socialworker kannten sie jedoch von Geburt an. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schrecklich das für sie gewesen sein muss. Yogita war verwirrt, dass an ihrem Glückstag alle mit den Tränen kämpften und niemand sich zu freuen schien.

 

Bald darauf folgte schon wieder ein großer Abschied. Father Sibichen Joseph wurde versetzt. Er gehört zur Sangli Mission Society, zur welcher wiederum die Schule gehört. In der Schule wurde eine Feier veranstaltet, alle Schüler haben selbstgebastelte Geschenke mitgebracht und fast alle Lehrer hielten eine kurze Rede. Father Joseph war sehr beliebt und so war es nicht verwunderlich, dass alle weinten. Alle außer mir. Ich kannte ihn halt noch nicht so lange!

 
Mit jedem Abschied wachse ich. Mit jedem Abschied merke ich, dass Abschied auch positive Seiten hat. Mit jedem Abschied fange ich an, die Zeit hier intensiver zu erleben und das Wichtigste: bewusster.

Dienstag, 19. November 2013

Aurangabad und ein bisschen Kolhapur

 

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, ist Aurangabad die Stadt, in der ich ursprünglich im BSSK arbeiten sollte. Leider hat dies nicht geklappt, weil die Organisation das Undertaking, welches für die Registrierung wichtig ist, nicht unterschreiben wollte.

Trotzdem war ich natürlich neugierig, wie meine eigentliche Arbeitsstelle aussieht und habe mich deshalb mit Isa zu einem Kurztrip entschieden.

Deshalb sind wir am Abend des 11. Novembers in den Sleeperbus gestiegen, in welchem wir uns eine Schlafkoje geteilt haben. Es war ziemlich bequem und so konnten wir trotz des Holperns einigermaßen viel schlafen. Nachdem wir morgens um 7:30 Uhr Aurangabad erreicht haben, handeln wir ziemlich schnell einen guten Preis mit einer Rikshaw aus und werden zum BSSK gebracht. Dort wurden wir freundlich von einer der Schwestern (= Krankenschwestern) empfangen, zu unserem Zimmer gebracht und mit einem leckeren Omelett, Toast und Tee versorgt. Frisch gestärkt haben ir dann das Heim erkundet und ziemlich schnell festgestellt, dass trotz weniger Kindern das Heim dreimal so groß ist wie das in Sangli. Es herrschte eine kühle, sterile Stimmung und Gemütlichkeit konnten wir nicht entdecken. Die Social Worker haben das gesamte Erdgeschoss für sich und kommen mit den Kindern kaum in Berührung, welche das gesamte obere Stockwerk bewohnen. Klar waren die Kinder unendlich süß und wir haben uns auch sehr gerne mit ihnen beschäftigt, aber ein richtiges Willkommensgefühl hatten wir beide nicht.
 
 
Das BSSK Gebäude in Aurangabad
 
 
 
Nachdem Mittagessen mit den Social Workern wurden wir eingeladen, beim Basteln von Grußkarten mit den Sponsorshipchildren zu helfen, aber wir mussten für Fotos nur Blumen für die Anleiter von Außerhalb überreichen und durften sonst nichts machen. Das war wahrscheinlich einer der peinlichsten Momente in meinem Leben, als ich einem fremden Mann ein Blumengesteck in die Hand drücke und knallrot in die Kamera grinse. Hoffentlich werde ich dieses Bild nie zu sehen bekommen!

 

Nach ungefähr einer halben Stunde verlassen wir den Raum und wollen noch etwas von Aurangabad sehen. Jenny (die Freiwillige, die letztes Jahr in Aurangabad war) hat uns das Bibi-ka-Maqbara empfohlen, ein Duplikat das Taj Mahals. Dort sind wir auch hingefahren. Ärgerlich ist, dass der Eintritt für Ausländer 100 Rupien kostet, der für Inder aber nur fünf. Trotzdem hat mich das Maqbara unglaublich beeindruckt. Wenn das schon so schön ist, wie wird es denn dann beim echten Taj Mahal sein?




 

Nervig war leider, dass wir von vielen Indern angesprochen worden sind: „One Photo? Please?“ Am Anfang haben wir uns noch geärgert und immer ganz entschieden Nein gesagt, jedoch hatten wir dann einen besseren Einfall: „Okay, 10 Rupees!“. Die Meisten haben sich dann entweder lachend oder empört weggedreht, aber eine Frau war tatsächlich bereit diesen Preis zu zahlen. Mit ihr haben wir dann selbstverständlich ein Foto gemacht, allerdings ohne Geld dafür zu nehmen!

Nach dem Maqbara sind wir dann zum Siddarth Garden gefahren, einem netten Park. Dort sind wir ein bisschen herumgelaufen, jedoch hatten wir auch da viel Aufmerksamkeit, sodass wir dann bald schon unseren Heimweg angetreten sind. Kurz vor dem Heim haben wir noch an einem Café Halt gemacht, um uns mit einem Lassi und einem Kaffee zu erholen. Im Kinderheim sollten wir dann Abendbrot bekommen, allerdings wollten wir nichts Herzhaftes und so wurden uns ein paar Früchte versprochen. Bis zum Abendbrot haben wir uns auf die Betten gelegt und versucht, bloß nicht einzuschlafen, denn wir waren total müde. Als dann der versprochene Obstteller kam (zwei Äpfel!) haben wir zügig gegessen und sind dann sofort eingeschlafen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal um 21:20 Uhr geschlafen habe!

Der nächste Tag begann vielversprechend: weil Isabell am Vortag erwähnt hat, dass Shira ihr Lieblingsfrühstück ist, wurde es speziell für uns gekocht und wir waren beide total glücklich. Um 9 Uhr sollte dann der Fahrer kommen, den wir gemietet haben, um ein paar Sehenswürdigkeiten außerhalb von Aurangabad zu erkunden. Leider kam dieser erst um 10:30 Uhr.

Die erste Station war ein ….. Fort! Und da hieß es natürlich wieder hochlaufen. Zum Glück war es ein wenig angenehmer als in Rajgad, was vorallem den unzähligen und von mir heiß geliebten Treppen zu verdanken ist. Aber trotzdem war es wunderschön! Auf dem Weg zum Parkplatz gab ich Isa eben Bescheid, dass ich noch Wasser brauche. In just desem Moment hören wir jemanden „Madam!!! Water!!! Good Water!!“ brüllen. Es war ein Ladenbesitzer von der anderen Straßenseite und auch sein Nachbar fiel in das Geschrei mit ein. Das können die Inder wirklich gut: uns zum Lachen zu bringen – sowohl freiwillig als auch unfreiwillig.



 
Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen.



 

Die nächste Station waren die berühmten Ellora Caves. Das sind in Felsen gehauene Höhlen, welche  als Tempel gedient haben. Es ist unglaublich und beeindruckend, wie die Menschen vor mehr als 1000 Jahren mit so wenig Werkzeug, ohne Sprengstoff, solche wunderbaren Sachen vollbracht haben. Jede Ecke hatte eigene Details und ich habe mich ständig gefragt, was diese Steine wohl schon alles gesehen haben.

 
 
 
 
 
 


 
Eine Pause darf auch mal sein!
 
An der dritten Station haben wir einen alten Tempel angeschaut, welcher leider verschlossen war und auch die Einheimischen sagten uns, dass dieser eigentlich nicht mehr benutzt wird. 
 
 

Nach einem guten Chai sind wir dann weiter zu einem Dings gefahren. Ich kann euch echt leider auch nicht so genau sagen, was es war. Man musste Eintritt zahlen, ich bin aber nicht wirklich dahinter gekommen wofür. Da war ein großes, verschmutztes Wasserbecken mit einem künstlich angelegten Wasserfall. Überall waren kleine Geschäfte, die eine Menge Sachen verkauft haben. Eine Spezialität der Gegend sind wohl in Speckstein geschnittene niedliche Tiere (meistens Elefanten) mit noch einem kleineren Tier im Bauch. Davon haben wir ein paar gekauft (nach wirklich sehr zähen, aber trotzdem amüsanten Verhandlungen). Ein anderer Händler wollte uns noch Schlüsselanhänger verkaufen. Das beste Argument: „Sie wurden nur von indischen Kindern hergestellt!“.

Müde sind wir dann zu einer riesigen Shoppingmall gefahren. Wir waren von dem ganzen westlichen Chic überrumpelt. Wir haben wirklich nicht gedacht, so etwas in Indien finden zu können! Diese Mall hätte locker auch in Deutschland stehen können. Nach einer leckeren Portion gebratenen Nudeln sind wir dann rasch in die Koje unseres Sleeperbusses geschlüpft und haben bis nach Kolhapur geschlafen. Dort mussten wir dann umsteigen und waren gegen 7 Uhr morgens zu Hause.
 
Es hat WIRKLICH besser geschmeckt, als es aussieht!
 
 

Erinnert ein bisschen an die Schlosshöfe, oder?
 

Nachmittags wollen wir noch ein paar Sachen einkaufen, als uns Ujjwala auf ihrem Motorrad entgegenkommt. Sie fragt uns, ob wir nicht zu einem Homevisit eines adoptierten Kindes mitkommen wollen – nach Kolhapur. Wer hätte gedacht, dass wir zweimal an einem Tag nach Kolhapur kommen würden?

In Kolhapur hatten wir noch ein wenig Zeit und so zeigte uns die atheistische Ujjwala einen wunderschönen Tempel. Wie alle haben wir eine Runde gemacht, jedoch wurden wir von den Priestern aufgehalten und mit Prasads beschenkt. Ziemlich abstrus: die Menschen kaufen für Geld (für die meisten keine unerhebliche Summe) Opferwaren, um sie dann den Gottheiten zu übergeben. Und die Priester geben sie an uns reiche Weiße weiter – als Geschenk der Götter.
 
 
 
 
 


Nach dem Homevisit, welcher ganz schön war, sind wir dann nach Hause gefahren, sodass ich um 22 Uhr müde in mein Bett fallen konnte.

 
Es waren wirklich schöne Tage und ich habe diese Zeit sehr genossen! Auf das der nächste Kurzurlaub möglichst bald kommt!