Trotzdem war ich natürlich neugierig, wie meine eigentliche
Arbeitsstelle aussieht und habe mich deshalb mit Isa zu einem Kurztrip
entschieden.
Deshalb sind wir am Abend des 11. Novembers in den
Sleeperbus gestiegen, in welchem wir uns eine Schlafkoje geteilt haben. Es war
ziemlich bequem und so konnten wir trotz des Holperns einigermaßen viel
schlafen. Nachdem wir morgens um 7:30 Uhr Aurangabad erreicht haben, handeln
wir ziemlich schnell einen guten Preis mit einer Rikshaw aus und werden zum
BSSK gebracht. Dort wurden wir freundlich von einer der Schwestern (=
Krankenschwestern) empfangen, zu unserem Zimmer gebracht und mit einem leckeren
Omelett, Toast und Tee versorgt. Frisch gestärkt haben ir dann das Heim
erkundet und ziemlich schnell festgestellt, dass trotz weniger Kindern das Heim
dreimal so groß ist wie das in Sangli. Es herrschte eine kühle, sterile
Stimmung und Gemütlichkeit konnten wir nicht entdecken. Die Social Worker haben
das gesamte Erdgeschoss für sich und kommen mit den Kindern kaum in Berührung,
welche das gesamte obere Stockwerk bewohnen. Klar waren die Kinder unendlich
süß und wir haben uns auch sehr gerne mit ihnen beschäftigt, aber ein richtiges
Willkommensgefühl hatten wir beide nicht.
Das BSSK Gebäude in Aurangabad
Nachdem Mittagessen mit den Social
Workern wurden wir eingeladen, beim Basteln von Grußkarten mit den
Sponsorshipchildren zu helfen, aber wir mussten für Fotos nur Blumen für die
Anleiter von Außerhalb überreichen und durften sonst nichts machen. Das war
wahrscheinlich einer der peinlichsten Momente in meinem Leben, als ich einem
fremden Mann ein Blumengesteck in die Hand drücke und knallrot in die Kamera
grinse. Hoffentlich werde ich dieses Bild nie zu sehen bekommen!
Nach ungefähr einer halben Stunde verlassen wir den Raum und
wollen noch etwas von Aurangabad sehen. Jenny (die Freiwillige, die letztes
Jahr in Aurangabad war) hat uns das Bibi-ka-Maqbara empfohlen, ein Duplikat das
Taj Mahals. Dort sind wir auch hingefahren. Ärgerlich ist, dass der Eintritt
für Ausländer 100 Rupien kostet, der für Inder aber nur fünf. Trotzdem hat mich
das Maqbara unglaublich beeindruckt. Wenn das schon so schön ist, wie wird es
denn dann beim echten Taj Mahal sein?
Nervig war leider, dass wir von vielen Indern angesprochen
worden sind: „One Photo? Please?“ Am Anfang haben wir uns noch geärgert und
immer ganz entschieden Nein gesagt, jedoch hatten wir dann einen besseren
Einfall: „Okay, 10 Rupees!“. Die Meisten haben sich dann entweder lachend oder
empört weggedreht, aber eine Frau war tatsächlich bereit diesen Preis zu zahlen.
Mit ihr haben wir dann selbstverständlich ein Foto gemacht, allerdings ohne
Geld dafür zu nehmen!
Nach dem Maqbara sind wir dann zum Siddarth Garden gefahren,
einem netten Park. Dort sind wir ein bisschen herumgelaufen, jedoch hatten wir
auch da viel Aufmerksamkeit, sodass wir dann bald schon unseren Heimweg
angetreten sind. Kurz vor dem Heim haben wir noch an einem Café Halt gemacht,
um uns mit einem Lassi und einem Kaffee zu erholen. Im Kinderheim sollten wir
dann Abendbrot bekommen, allerdings wollten wir nichts Herzhaftes und so wurden
uns ein paar Früchte versprochen. Bis zum Abendbrot haben wir uns auf die
Betten gelegt und versucht, bloß nicht einzuschlafen, denn wir waren total
müde. Als dann der versprochene Obstteller kam (zwei Äpfel!) haben wir zügig
gegessen und sind dann sofort eingeschlafen. Ich kann mich nicht erinnern, wann
ich das letzte Mal um 21:20 Uhr geschlafen habe!
Der nächste Tag begann vielversprechend: weil Isabell am
Vortag erwähnt hat, dass Shira ihr Lieblingsfrühstück ist, wurde es speziell
für uns gekocht und wir waren beide total glücklich. Um 9 Uhr sollte dann der
Fahrer kommen, den wir gemietet haben, um ein paar Sehenswürdigkeiten außerhalb
von Aurangabad zu erkunden. Leider kam dieser erst um 10:30 Uhr.
Die erste Station war ein ….. Fort! Und da hieß es natürlich
wieder hochlaufen. Zum Glück war es ein wenig angenehmer als in Rajgad, was
vorallem den unzähligen und von mir heiß geliebten Treppen zu verdanken ist.
Aber trotzdem war es wunderschön! Auf dem Weg zum Parkplatz gab ich Isa eben
Bescheid, dass ich noch Wasser brauche. In just desem Moment hören wir jemanden
„Madam!!! Water!!! Good Water!!“ brüllen. Es war ein Ladenbesitzer von der
anderen Straßenseite und auch sein Nachbar fiel in das Geschrei mit ein. Das können
die Inder wirklich gut: uns zum Lachen zu bringen – sowohl freiwillig als auch
unfreiwillig.
Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen.
Die nächste Station waren die berühmten Ellora Caves. Das
sind in Felsen gehauene Höhlen, welche
als Tempel gedient haben. Es ist unglaublich und beeindruckend, wie die
Menschen vor mehr als 1000 Jahren mit so wenig Werkzeug, ohne Sprengstoff,
solche wunderbaren Sachen vollbracht haben. Jede Ecke hatte eigene Details und
ich habe mich ständig gefragt, was diese Steine wohl schon alles gesehen haben.
Eine Pause darf auch mal sein!
An der dritten Station haben wir einen alten Tempel
angeschaut, welcher leider verschlossen war und auch die Einheimischen sagten
uns, dass dieser eigentlich nicht mehr benutzt wird.
Nach einem guten Chai sind wir dann weiter zu einem Dings
gefahren. Ich kann euch echt leider auch nicht so genau sagen, was es war. Man
musste Eintritt zahlen, ich bin aber nicht wirklich dahinter gekommen wofür. Da
war ein großes, verschmutztes Wasserbecken mit einem künstlich angelegten
Wasserfall. Überall waren kleine Geschäfte, die eine Menge Sachen verkauft
haben. Eine Spezialität der Gegend sind wohl in Speckstein geschnittene
niedliche Tiere (meistens Elefanten) mit noch einem kleineren Tier im Bauch. Davon
haben wir ein paar gekauft (nach wirklich sehr zähen, aber trotzdem amüsanten
Verhandlungen). Ein anderer Händler wollte uns noch Schlüsselanhänger
verkaufen. Das beste Argument: „Sie wurden nur von indischen Kindern
hergestellt!“.
Müde sind wir dann zu einer riesigen Shoppingmall gefahren.
Wir waren von dem ganzen westlichen Chic überrumpelt. Wir haben wirklich nicht
gedacht, so etwas in Indien finden zu können! Diese Mall hätte locker auch in
Deutschland stehen können. Nach einer leckeren Portion gebratenen Nudeln sind
wir dann rasch in die Koje unseres Sleeperbusses geschlüpft und haben bis nach
Kolhapur geschlafen. Dort mussten wir dann umsteigen und waren gegen 7 Uhr
morgens zu Hause.
Es hat WIRKLICH besser geschmeckt, als es aussieht!
Erinnert ein bisschen an die Schlosshöfe, oder?
Nachmittags wollen wir noch ein paar Sachen einkaufen, als
uns Ujjwala auf ihrem Motorrad entgegenkommt. Sie fragt uns, ob wir nicht zu
einem Homevisit eines adoptierten Kindes mitkommen wollen – nach Kolhapur. Wer
hätte gedacht, dass wir zweimal an einem Tag nach Kolhapur kommen würden?
In Kolhapur hatten wir noch ein wenig Zeit und so zeigte uns
die atheistische Ujjwala einen wunderschönen Tempel. Wie alle haben wir eine
Runde gemacht, jedoch wurden wir von den Priestern aufgehalten und mit Prasads
beschenkt. Ziemlich abstrus: die Menschen kaufen für Geld (für die meisten
keine unerhebliche Summe) Opferwaren, um sie dann den Gottheiten zu übergeben.
Und die Priester geben sie an uns reiche Weiße weiter – als Geschenk der
Götter.
Nach dem Homevisit, welcher ganz schön war, sind wir dann
nach Hause gefahren, sodass ich um 22 Uhr müde in mein Bett fallen konnte.
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