Dienstag, 19. November 2013

Aurangabad und ein bisschen Kolhapur

 

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, ist Aurangabad die Stadt, in der ich ursprünglich im BSSK arbeiten sollte. Leider hat dies nicht geklappt, weil die Organisation das Undertaking, welches für die Registrierung wichtig ist, nicht unterschreiben wollte.

Trotzdem war ich natürlich neugierig, wie meine eigentliche Arbeitsstelle aussieht und habe mich deshalb mit Isa zu einem Kurztrip entschieden.

Deshalb sind wir am Abend des 11. Novembers in den Sleeperbus gestiegen, in welchem wir uns eine Schlafkoje geteilt haben. Es war ziemlich bequem und so konnten wir trotz des Holperns einigermaßen viel schlafen. Nachdem wir morgens um 7:30 Uhr Aurangabad erreicht haben, handeln wir ziemlich schnell einen guten Preis mit einer Rikshaw aus und werden zum BSSK gebracht. Dort wurden wir freundlich von einer der Schwestern (= Krankenschwestern) empfangen, zu unserem Zimmer gebracht und mit einem leckeren Omelett, Toast und Tee versorgt. Frisch gestärkt haben ir dann das Heim erkundet und ziemlich schnell festgestellt, dass trotz weniger Kindern das Heim dreimal so groß ist wie das in Sangli. Es herrschte eine kühle, sterile Stimmung und Gemütlichkeit konnten wir nicht entdecken. Die Social Worker haben das gesamte Erdgeschoss für sich und kommen mit den Kindern kaum in Berührung, welche das gesamte obere Stockwerk bewohnen. Klar waren die Kinder unendlich süß und wir haben uns auch sehr gerne mit ihnen beschäftigt, aber ein richtiges Willkommensgefühl hatten wir beide nicht.
 
 
Das BSSK Gebäude in Aurangabad
 
 
 
Nachdem Mittagessen mit den Social Workern wurden wir eingeladen, beim Basteln von Grußkarten mit den Sponsorshipchildren zu helfen, aber wir mussten für Fotos nur Blumen für die Anleiter von Außerhalb überreichen und durften sonst nichts machen. Das war wahrscheinlich einer der peinlichsten Momente in meinem Leben, als ich einem fremden Mann ein Blumengesteck in die Hand drücke und knallrot in die Kamera grinse. Hoffentlich werde ich dieses Bild nie zu sehen bekommen!

 

Nach ungefähr einer halben Stunde verlassen wir den Raum und wollen noch etwas von Aurangabad sehen. Jenny (die Freiwillige, die letztes Jahr in Aurangabad war) hat uns das Bibi-ka-Maqbara empfohlen, ein Duplikat das Taj Mahals. Dort sind wir auch hingefahren. Ärgerlich ist, dass der Eintritt für Ausländer 100 Rupien kostet, der für Inder aber nur fünf. Trotzdem hat mich das Maqbara unglaublich beeindruckt. Wenn das schon so schön ist, wie wird es denn dann beim echten Taj Mahal sein?




 

Nervig war leider, dass wir von vielen Indern angesprochen worden sind: „One Photo? Please?“ Am Anfang haben wir uns noch geärgert und immer ganz entschieden Nein gesagt, jedoch hatten wir dann einen besseren Einfall: „Okay, 10 Rupees!“. Die Meisten haben sich dann entweder lachend oder empört weggedreht, aber eine Frau war tatsächlich bereit diesen Preis zu zahlen. Mit ihr haben wir dann selbstverständlich ein Foto gemacht, allerdings ohne Geld dafür zu nehmen!

Nach dem Maqbara sind wir dann zum Siddarth Garden gefahren, einem netten Park. Dort sind wir ein bisschen herumgelaufen, jedoch hatten wir auch da viel Aufmerksamkeit, sodass wir dann bald schon unseren Heimweg angetreten sind. Kurz vor dem Heim haben wir noch an einem Café Halt gemacht, um uns mit einem Lassi und einem Kaffee zu erholen. Im Kinderheim sollten wir dann Abendbrot bekommen, allerdings wollten wir nichts Herzhaftes und so wurden uns ein paar Früchte versprochen. Bis zum Abendbrot haben wir uns auf die Betten gelegt und versucht, bloß nicht einzuschlafen, denn wir waren total müde. Als dann der versprochene Obstteller kam (zwei Äpfel!) haben wir zügig gegessen und sind dann sofort eingeschlafen. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal um 21:20 Uhr geschlafen habe!

Der nächste Tag begann vielversprechend: weil Isabell am Vortag erwähnt hat, dass Shira ihr Lieblingsfrühstück ist, wurde es speziell für uns gekocht und wir waren beide total glücklich. Um 9 Uhr sollte dann der Fahrer kommen, den wir gemietet haben, um ein paar Sehenswürdigkeiten außerhalb von Aurangabad zu erkunden. Leider kam dieser erst um 10:30 Uhr.

Die erste Station war ein ….. Fort! Und da hieß es natürlich wieder hochlaufen. Zum Glück war es ein wenig angenehmer als in Rajgad, was vorallem den unzähligen und von mir heiß geliebten Treppen zu verdanken ist. Aber trotzdem war es wunderschön! Auf dem Weg zum Parkplatz gab ich Isa eben Bescheid, dass ich noch Wasser brauche. In just desem Moment hören wir jemanden „Madam!!! Water!!! Good Water!!“ brüllen. Es war ein Ladenbesitzer von der anderen Straßenseite und auch sein Nachbar fiel in das Geschrei mit ein. Das können die Inder wirklich gut: uns zum Lachen zu bringen – sowohl freiwillig als auch unfreiwillig.



 
Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen. Ich liebe Treppen.



 

Die nächste Station waren die berühmten Ellora Caves. Das sind in Felsen gehauene Höhlen, welche  als Tempel gedient haben. Es ist unglaublich und beeindruckend, wie die Menschen vor mehr als 1000 Jahren mit so wenig Werkzeug, ohne Sprengstoff, solche wunderbaren Sachen vollbracht haben. Jede Ecke hatte eigene Details und ich habe mich ständig gefragt, was diese Steine wohl schon alles gesehen haben.

 
 
 
 
 
 


 
Eine Pause darf auch mal sein!
 
An der dritten Station haben wir einen alten Tempel angeschaut, welcher leider verschlossen war und auch die Einheimischen sagten uns, dass dieser eigentlich nicht mehr benutzt wird. 
 
 

Nach einem guten Chai sind wir dann weiter zu einem Dings gefahren. Ich kann euch echt leider auch nicht so genau sagen, was es war. Man musste Eintritt zahlen, ich bin aber nicht wirklich dahinter gekommen wofür. Da war ein großes, verschmutztes Wasserbecken mit einem künstlich angelegten Wasserfall. Überall waren kleine Geschäfte, die eine Menge Sachen verkauft haben. Eine Spezialität der Gegend sind wohl in Speckstein geschnittene niedliche Tiere (meistens Elefanten) mit noch einem kleineren Tier im Bauch. Davon haben wir ein paar gekauft (nach wirklich sehr zähen, aber trotzdem amüsanten Verhandlungen). Ein anderer Händler wollte uns noch Schlüsselanhänger verkaufen. Das beste Argument: „Sie wurden nur von indischen Kindern hergestellt!“.

Müde sind wir dann zu einer riesigen Shoppingmall gefahren. Wir waren von dem ganzen westlichen Chic überrumpelt. Wir haben wirklich nicht gedacht, so etwas in Indien finden zu können! Diese Mall hätte locker auch in Deutschland stehen können. Nach einer leckeren Portion gebratenen Nudeln sind wir dann rasch in die Koje unseres Sleeperbusses geschlüpft und haben bis nach Kolhapur geschlafen. Dort mussten wir dann umsteigen und waren gegen 7 Uhr morgens zu Hause.
 
Es hat WIRKLICH besser geschmeckt, als es aussieht!
 
 

Erinnert ein bisschen an die Schlosshöfe, oder?
 

Nachmittags wollen wir noch ein paar Sachen einkaufen, als uns Ujjwala auf ihrem Motorrad entgegenkommt. Sie fragt uns, ob wir nicht zu einem Homevisit eines adoptierten Kindes mitkommen wollen – nach Kolhapur. Wer hätte gedacht, dass wir zweimal an einem Tag nach Kolhapur kommen würden?

In Kolhapur hatten wir noch ein wenig Zeit und so zeigte uns die atheistische Ujjwala einen wunderschönen Tempel. Wie alle haben wir eine Runde gemacht, jedoch wurden wir von den Priestern aufgehalten und mit Prasads beschenkt. Ziemlich abstrus: die Menschen kaufen für Geld (für die meisten keine unerhebliche Summe) Opferwaren, um sie dann den Gottheiten zu übergeben. Und die Priester geben sie an uns reiche Weiße weiter – als Geschenk der Götter.
 
 
 
 
 


Nach dem Homevisit, welcher ganz schön war, sind wir dann nach Hause gefahren, sodass ich um 22 Uhr müde in mein Bett fallen konnte.

 
Es waren wirklich schöne Tage und ich habe diese Zeit sehr genossen! Auf das der nächste Kurzurlaub möglichst bald kommt!

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