Ich sitze auf meinem Bett, total müde und vollgefressen und zwinge jeden einzelnen Finger, sich zu bewegen, um diesen Blogeintrag zu verfassen. Warum ich mich so quäle? Weil ich euch unbedingt von heute erzählen muss: Isabell und ich waren das erste Mal bei einer indischen Familie zum Essen eingeladen! Der Anlass war der Geburtstag der Tochter meiner Chefin Acharna Madam (die Schulleiterin der Ashadeep Special School).
Am Freitag spricht mich Acharna Madam mal eben an und teilt mir mit, dass am Sonntag ihre Tochter Geburtstag habe und sie eventuell feiern würden und wenn dies der Fall wäre, würde sie mir den Rikschavallah vorbeischicken, der mich auch jeden Morgen zur Schule bringt. Auf jeden Fall sage sie mir noch am Samstag Bescheid.
Als dann am Samstag keine Nachricht kam, gingen wir davon aus, dass der Geburtstag nicht stattfinden würde und waren ein wenig enttäuscht. Aber da haben wir die indische Spontanität nicht einkalkuliert! Heute morgen, um 8:47 Uhr, klingelt mein Handy und Acharna Madam teilt mir mit, dass der Vallah um 12:30 Uhr kommen wird.
Wir versuchten noch ein wenig weiterzuschlafen, jedoch zermürbte mir eine Frage den Kopf: Was zur Hölle sollen wir als Geburtstagsgeschenk mitbringen?! Wir überlegten hin und her. Eines der Poster, welches die Vormieterin zurückgelassen hat? Da sind aber noch die Klebereste drauf und außerdem passen die echt schön in die Wohnung. Ein Präsentkorb? Der Korb wäre ja da, aber wir haben kein Obst um ihn zu füllen. Schweren Herzens entschieden wir uns für Nagellack, den Isabell in Deutschland für 95 Cent erstanden und mitgebracht hat, um den Kindern eine kleine Freude zu machen (die stehen echt alle auf Nagellack, je kitschiger, glitzender und pinker, desto besser!) und ich opferte eine meiner wundervollen vegetarischen Streichpasten (Sorte: Kräuter), die ich mitgebracht habe. Ihr wisst schon, die Leckeren von DM. Und natürlich habe ich ihr nicht meine letzte Packung Pumpernickel geschenkt, die hebe ich mir für einen besonderen Anlass auf!
Jedenfalls kommt kurz nach Zwölf eine Mitarbeiterin vom BSSK und sagt uns, dass der Vallah wohl schon da wäre. Wir raffen schnell unsre Sachen zusammen und springen in die Rikscha. Wir waren die ganze Zeit schon sehr unsicher und wussten nicht, was wir von diesem Besuch erwarten sollten, aber nach der Fahrt waren wir uns sicher, dass es sich alleine schon wegen Dieser gelohnt hatte. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön, die bewohnten Teile so bunt und es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Am liebsten wären wir ganz oft ausgestiegen und hätten um Stoffe gefeilscht, exotische Früchte probiert und gaaaaaaaaaaanz viele Fotos gemacht.
Bei der Ankunft wurden wir von Acharna Madams Schwiegermutter begrüßt. Die Frau ist sicher steinalt, strahlt aber noch wahnsinnig viel Kraft, Gelassenheit, Lebensfreude und Wissen aus. Es ist unbeschreiblich, mit welcher Engelsgeduld sie ihren autistischen Enkel füttert, ihn immer wieder von irgendwelchen Sachen aufhalten muss, ihr Lächeln aber nie verliert. Auch Acharnas Mann begrüßt uns sehr freundlich und fragt uns über unser Leben in Deutschland aus. Er ist ein plastischer Chirurg, der sich sehr viel ehrenamtlich engagiert. Vor ca. einem halben Jahr hat er Gauri, ein Mädchen aus dem BSSK operiert. Sie hatte eine gespaltene Lippe (ich weiß leider nicht den Fachausdruck) und jetzt sieht man rein gar nichts mehr und er hat nicht eine Paise für diese Operation genommen.
Nachdem Acharna uns ihre Hochzeitsbilder gezeigt hat und das Geburtstagskind aus der Uni gekommen ist, fangen wir an zu essen. Es gab wahnsinnig viel: Reisfladen, Daal (ein Linsengericht), Ladyfingers (ein grünes Gemüse), Paneer (Indischer Hüttenkäse und wirklich das Beste, was ich bisher hier in Indein gegessen habe), Chapati, Reis und noch ein Haufen anderer Dinge. Am meisten habe ich mich über das Hühnchen gefreut, das erste Mal Fleisch in Indien! Erst als wir kurz vorm Platzen waren, konnten wir unsere Gastgeber davon überzeugen, dass wir nicht verhungert umfallen würden, sobald wir ihre Wohnung verlassen würden. Nach dem Essen überreichte uns die Oma Geschenke, was uns fast ein wenig unangenehm war, da wir ja nicht die Geburtstagskinder waren und unsere Geschenk auch ein wenig spärlich war. Aber diese wundervollen Tücher muss man einfach lieben!
Isabell und ich mit dem Geburtstagskind
Mit Acharnas Schwägerin kamen wir schnell ins Gespräch, sie hat uns viele Reiseziele empfohlen und aufgeschrieben. Nach dem Anschneiden der Geburtstagstorte (Süßes geht immer! Auch wenn wir das nicht für möglich gehalten haben..) kam langsam die Aufbruchsstimmung und Acharna hat uns noch den göttlichen Käse und ein paar Chapatis fürs Abendessen eingepackt (jedoch befürchte ich, dass eben dieses heute ausfallen muss). Als der Rikschavallah angekommen ist, haben wir uns von allen verabschiedet und uns hunderttausendmal bedankt. Acharna hat uns noch die Klinik ihres Mannes gezeigt und dann düsten wir in der Rikscha davon.
Unterwegs sahen wir eine Menschenansammlung die tanzte und feierte. Und das absolut euphorisch, obwohl so ekliger Nieselregen eingesetzt hat. Um uns das zu zeigen, drehte der Vallah, extra um. Jedoch setzte sich die Gruppe, die zum größten Teil aus Jugendlichen bestand, gerade in Bewegung, aber dann sahen sie uns. Das war wirklich ein sehr krasses Erlebnis, wir waren die Hauptattraktion und der Vallah ließ und aussteigen um Fotos machen zu können, die Jungs posierten, grölten, haben uns Sachen zugerufen und waren einfach neugierig was wir in ihrer Stadt machten. Viele haben auch Fotos gemacht, mit ihren Kameras und ihren Handys. Und extra für uns haben sie wieder angefangen zu tanzen! Es war wirklich total klasse, wir haben uns echt gefreut und uns von der Euphorie anstecken lassen. Leider mussten wir dann weiter, der Rikschavallah wollte auch nach Hause.
Da haben uns noch nicht alle gesehen :)
Da schon... ;)
Das ist Ganesh, der Gott mit dem Elefantenkopf, der ganze 10 Tage gefeiert wird!
Der traditionelle Tanz, der überall aufgeführt wird
Die wollten unbedingt, dass wir Fotos von ihnen machen!
Zuhause angekommen schleppten wir uns nur auf unsere Betten, schnappten uns unsere Computer und fingen an, diesen unvergesslichen Tag aufzuschreiben. Und Glückwunsch an die, die es tatsächlich geschafft haben, diesen Bericht bis zum Schluss zu lesen, denn er ist wirklich länger geworden, als ich es wollte :) .
Gute Nacht an euch alle!
Eure Dayna
P.S. Ab jetzt unterschreibe ich jeden meiner Blogeinträge mit einem anderen meiner unzähligen Namen hier in Indien :)
Am Freitag spricht mich Acharna Madam mal eben an und teilt mir mit, dass am Sonntag ihre Tochter Geburtstag habe und sie eventuell feiern würden und wenn dies der Fall wäre, würde sie mir den Rikschavallah vorbeischicken, der mich auch jeden Morgen zur Schule bringt. Auf jeden Fall sage sie mir noch am Samstag Bescheid.
Als dann am Samstag keine Nachricht kam, gingen wir davon aus, dass der Geburtstag nicht stattfinden würde und waren ein wenig enttäuscht. Aber da haben wir die indische Spontanität nicht einkalkuliert! Heute morgen, um 8:47 Uhr, klingelt mein Handy und Acharna Madam teilt mir mit, dass der Vallah um 12:30 Uhr kommen wird.
Wir versuchten noch ein wenig weiterzuschlafen, jedoch zermürbte mir eine Frage den Kopf: Was zur Hölle sollen wir als Geburtstagsgeschenk mitbringen?! Wir überlegten hin und her. Eines der Poster, welches die Vormieterin zurückgelassen hat? Da sind aber noch die Klebereste drauf und außerdem passen die echt schön in die Wohnung. Ein Präsentkorb? Der Korb wäre ja da, aber wir haben kein Obst um ihn zu füllen. Schweren Herzens entschieden wir uns für Nagellack, den Isabell in Deutschland für 95 Cent erstanden und mitgebracht hat, um den Kindern eine kleine Freude zu machen (die stehen echt alle auf Nagellack, je kitschiger, glitzender und pinker, desto besser!) und ich opferte eine meiner wundervollen vegetarischen Streichpasten (Sorte: Kräuter), die ich mitgebracht habe. Ihr wisst schon, die Leckeren von DM. Und natürlich habe ich ihr nicht meine letzte Packung Pumpernickel geschenkt, die hebe ich mir für einen besonderen Anlass auf!
Jedenfalls kommt kurz nach Zwölf eine Mitarbeiterin vom BSSK und sagt uns, dass der Vallah wohl schon da wäre. Wir raffen schnell unsre Sachen zusammen und springen in die Rikscha. Wir waren die ganze Zeit schon sehr unsicher und wussten nicht, was wir von diesem Besuch erwarten sollten, aber nach der Fahrt waren wir uns sicher, dass es sich alleine schon wegen Dieser gelohnt hatte. Die Landschaft ist unbeschreiblich schön, die bewohnten Teile so bunt und es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Am liebsten wären wir ganz oft ausgestiegen und hätten um Stoffe gefeilscht, exotische Früchte probiert und gaaaaaaaaaaanz viele Fotos gemacht.
Bei der Ankunft wurden wir von Acharna Madams Schwiegermutter begrüßt. Die Frau ist sicher steinalt, strahlt aber noch wahnsinnig viel Kraft, Gelassenheit, Lebensfreude und Wissen aus. Es ist unbeschreiblich, mit welcher Engelsgeduld sie ihren autistischen Enkel füttert, ihn immer wieder von irgendwelchen Sachen aufhalten muss, ihr Lächeln aber nie verliert. Auch Acharnas Mann begrüßt uns sehr freundlich und fragt uns über unser Leben in Deutschland aus. Er ist ein plastischer Chirurg, der sich sehr viel ehrenamtlich engagiert. Vor ca. einem halben Jahr hat er Gauri, ein Mädchen aus dem BSSK operiert. Sie hatte eine gespaltene Lippe (ich weiß leider nicht den Fachausdruck) und jetzt sieht man rein gar nichts mehr und er hat nicht eine Paise für diese Operation genommen.
Nachdem Acharna uns ihre Hochzeitsbilder gezeigt hat und das Geburtstagskind aus der Uni gekommen ist, fangen wir an zu essen. Es gab wahnsinnig viel: Reisfladen, Daal (ein Linsengericht), Ladyfingers (ein grünes Gemüse), Paneer (Indischer Hüttenkäse und wirklich das Beste, was ich bisher hier in Indein gegessen habe), Chapati, Reis und noch ein Haufen anderer Dinge. Am meisten habe ich mich über das Hühnchen gefreut, das erste Mal Fleisch in Indien! Erst als wir kurz vorm Platzen waren, konnten wir unsere Gastgeber davon überzeugen, dass wir nicht verhungert umfallen würden, sobald wir ihre Wohnung verlassen würden. Nach dem Essen überreichte uns die Oma Geschenke, was uns fast ein wenig unangenehm war, da wir ja nicht die Geburtstagskinder waren und unsere Geschenk auch ein wenig spärlich war. Aber diese wundervollen Tücher muss man einfach lieben!
Isabell und ich mit dem Geburtstagskind
Mit Acharnas Schwägerin kamen wir schnell ins Gespräch, sie hat uns viele Reiseziele empfohlen und aufgeschrieben. Nach dem Anschneiden der Geburtstagstorte (Süßes geht immer! Auch wenn wir das nicht für möglich gehalten haben..) kam langsam die Aufbruchsstimmung und Acharna hat uns noch den göttlichen Käse und ein paar Chapatis fürs Abendessen eingepackt (jedoch befürchte ich, dass eben dieses heute ausfallen muss). Als der Rikschavallah angekommen ist, haben wir uns von allen verabschiedet und uns hunderttausendmal bedankt. Acharna hat uns noch die Klinik ihres Mannes gezeigt und dann düsten wir in der Rikscha davon.
Unterwegs sahen wir eine Menschenansammlung die tanzte und feierte. Und das absolut euphorisch, obwohl so ekliger Nieselregen eingesetzt hat. Um uns das zu zeigen, drehte der Vallah, extra um. Jedoch setzte sich die Gruppe, die zum größten Teil aus Jugendlichen bestand, gerade in Bewegung, aber dann sahen sie uns. Das war wirklich ein sehr krasses Erlebnis, wir waren die Hauptattraktion und der Vallah ließ und aussteigen um Fotos machen zu können, die Jungs posierten, grölten, haben uns Sachen zugerufen und waren einfach neugierig was wir in ihrer Stadt machten. Viele haben auch Fotos gemacht, mit ihren Kameras und ihren Handys. Und extra für uns haben sie wieder angefangen zu tanzen! Es war wirklich total klasse, wir haben uns echt gefreut und uns von der Euphorie anstecken lassen. Leider mussten wir dann weiter, der Rikschavallah wollte auch nach Hause.
Da haben uns noch nicht alle gesehen :)
Da schon... ;)
Das ist Ganesh, der Gott mit dem Elefantenkopf, der ganze 10 Tage gefeiert wird!
Der traditionelle Tanz, der überall aufgeführt wird
Die wollten unbedingt, dass wir Fotos von ihnen machen!
Zuhause angekommen schleppten wir uns nur auf unsere Betten, schnappten uns unsere Computer und fingen an, diesen unvergesslichen Tag aufzuschreiben. Und Glückwunsch an die, die es tatsächlich geschafft haben, diesen Bericht bis zum Schluss zu lesen, denn er ist wirklich länger geworden, als ich es wollte :) .
Gute Nacht an euch alle!
Eure Dayna
P.S. Ab jetzt unterschreibe ich jeden meiner Blogeinträge mit einem anderen meiner unzähligen Namen hier in Indien :)
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