Das war der Schlachtruf, den man die letzten zehn Tage
überall hören konnte, denn es war Ganpati, das Fest, bei dem der Geburtstag des
Elefantengottes Ganesh gefeiert wurde.
1.
Tag:
Dieser Tag ist ein offizieller Feiertag, d.h. ich musste nicht in die
Schule und verbrachte den Tag mit den Kindern im BSSK. Auch die Kinder des
Sponsorshipprogrammes (welches ich in einem seperaten Artikel erklären werde)
waren da und brachten viel gute Laune mit. Mit Sandbildern wurde der Boden vor
der Eingangstür und dem liebevoll dekorierten Altar kunstvoll verziert.
Für die
Zeremonie versammelten sich alle unter dem großen Baum, der ca. 20 Meter vom
BSSK steht. Ein junger Mann trug den verhüllten und mit Blumengirlanden
geschmückten Ganesh, die Sponsorshipkinder tanzten mit einem rasselähnlichen
Instrument und alle liefen ins BSSK, wo in der heiligen Zeremonie der
Elefantengott enthüllt wurde. Das anschließende Gebet (=Arti) wurde an den folgenden 10 Tage zweimal täglich
wiederholt. Nach jedem Gebet bekommt jeder Anwesende ein Prasad (=geweihte
Speise, welche symbolisch mit allen Menschen geteilt wird. Ein Prasad darf man
niemals ablehnen, das ist quasi der Fahrschein zur Wiedergeburt als Ameise ;)
). Natürlich waren Isa und ich so geflasht, dass wir das Prasad mit der linken
Hand annehmen wollten. Auch ein Weg um als Ameise zu enden. Nach dem Arti war
das Fest im BSSK offiziell zu Ende, doch auf der Straße ging es erst richtig
los: auf den Ladeflächen der LKWs standen dichtgedrängt und bunt geschmückt Menschen,
die ausgelassen feierten, die Autos hupten noch mehr als sonst und von überall
hörte man Männer brüllen: „Ganpati Bappa!“ und alle in Hörweite brüllen zurück:
„Morya!“
Überall waren kleine Tempel mit
quietschbunten Ganeshas, an jeder Ecke bekam man Prasads. Die Menschen schienen
so fröhlich und alle feierten zusammen: Alt und Jung, Reich und Arm, selbst
Kaste war kein Thema mehr.
2.
– 9. Tag:
Die Stimmung blieb die ganzen 10 Tage gleich, abends hörte man oft Musik und
sah eine tanzende Menge, überall hat immer mindestens Einer getrommelt.
10. Tag: Auch dieser Tag ist ein
offizieller Feiertag und ich habe den Vormittag mit Isa und den Kindern im BSSK
verbracht. Dort wurde leider nicht nochmal gefeiert, aber dafür sind wir dann
zum Fluss gefahren, in welchem die Ganeshas versenkt worden sind. Dieser Brauch
soll den Gott symbolisch von den Fesseln seiner irdischen Gestalt lösen und ihn
in den ewigen Kreislauf der Energien überführen, zusammen mit den vielen Bitten
der Menschen. Es war ein ziemlich großes Spektakel, man sah große und kleine
und riesige Ganeshas mit genauso verschiedengroßen Gruppen. Natürlich haben wir
als Weiße viel Aufmerksamkeit bekommen, d.h. jeder wollte uns unbedingt Prasads
(meistens gepuffter Reis) geben, was dazu führte, dass wir irgendwann so
pappsatt waren, dass wir die Portionen unauffällig (so unauffällig wie möglich
halt, wenn man durchgehend von mindestens 25 Menschen angestarrt wird) in
unseren Taschen verschwinden ließen. Irgenwann trauten sich die Ersten und
baten uns um ein Foto. Ziemlich ungewohnte Situation. Auch als wir uns zum Gehen
wendeten, sprach uns ein junger Mann in ziemlich gutem Englisch an und nach nur
zwei gewechselten Worten standen mindestens 30 Menschen um uns herum.
Ungelogen.
Auch wenn es ein wenig ausgeartet
ist und eher wir die Attraktion waren, haben wir den Tag sehr genossen. Die
gute Stimmung überall färbt einfach ab!
Ich hoffe, ihr konntet einen kleinen Eindruck gewinnen, auch wenn der Blogeintrag nicht so ausführlich geworden ist, wie ich es eigentlich geplant habe.
Aber so ist das halt in Indien: Planen tut man nur, wenn man nicht will, das genau dies eintrifft.
Bis bald, eure Dayna-Didi <3
P.S. Bitte seid nicht böse, dass ich keine Bilder aus dem Kinderheim oder der Schule hochlade. Das ist eine Vorsichtsmaßnahme zum Schutz der Kinder.
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