Ich kann es kaum glauben, ich bin tatsächlich schon 19 Jahre
alt, dabei kommt es mir vor, ich wäre gestern erst 18 geworden. In diesem Jahr
ist wahnsinnig viel passiert. Viel Gutes, zum Beispiel habe ich mein Abi
geschafft, als auch Schlechtes, wie der endgültige Abschied von meinem Opi.
Aber jetzt bin ich in Indien und blicke gespannt in das
nächste Jahr: Was werde ich hier noch erleben? Was wird nach Indien passieren?
Als was für ein Mensch werde ich wiederkommen? Werde ich das Jahr wirklich
durchhalten oder doch versagen?
Doch jetzt möchte ich berichten, wie ich gestern gefeiert
habe. Aber dafür muss ich erstmal ein wenig von den Tagen davor erzählen.
Den Stoff, welchen ich an meinem ersten Schultag geschenkt
bekommen habe, habe ich schon vor über drei Wochen zu Schneiderin gebracht,
jedoch hat sie es erst am Sonntagabend fertig gehabt. Ich war ziemlich nervös,
denn ich wollte das Punjabidress unbedingt an meinem Geburtstag tragen!
Am Sonntag bin ich auch noch in die neue Wohnung umgezogen,
jedoch mussten wir (Isabell und Ich) zuerst die Schokocrossies fertigen. Dazu
musste ein Haufen Geschirr plus Induktionskocher aus Isas Wohnung in Meine
getragen werden, da ich in der Hinsicht noch nichts besitze. Leider konnten wir
das alles nicht in der alten Wohnung machen, da der Kühlschrank schon am
Samstag transportiert worden ist und wir den ganz unbedingt brauchten. Dementsprechend
schrecklich sah meine Wohnung aus, was eigentlich nicht schlimm ist, jedoch kam
die Vermieterin einmal hoch und ein paar Handwerker, die meine Treppe draußen
anmalten, liefen ständig ins Bad, um Wasser zu holen. Das war wirklich sehr,
SEHR unangenehm.
Ich fürchte, ich bin an Indiens Müllproblem nicht ganz unschuldig ;)
In dem Zustand haben die Vermieterin und die Maler (oder was die auch waren) meine Wohnung gesehen... PEINLICH!
Das Ergebnis! (oder ein kleiner Teil davon ;) )
Ich beim Mandeln sortieren :)
Der Montag (30.09.2013!!) fing sehr angenehm an: ich konnte
endlich mal warm duschen, habe neue Sachen angezogen, die Schokocrossies
genommen und bin rüber ins BSSK gegangen, um mein Lunch und Isabell abzuholen,
die mich begleitete und gaaaaaanz viele Fotos machte. Natürlich haben mir alle
Aias gratuliert und zur Feier des Tages bekam ich süße Milch, zusätzlich zu
meinem Mittagessen. Mit kleiner Verspätung kam Isabell in die Küche gestürmt
und hat mir einen roten Luftballon mit „Happy Birthday!“ drauf geschenkt! Leider mussten wir uns ein wenig beeilen,
denn die Rikscha sollte jede Minute kommen.
In der Schule wurde ich von den Schüler ganz aufgeregt
empfangen, alle wollten mir die Hand schütteln und von überall her tönte es „Happy
Birthday, Teacher!“. Auch alle Lehrer gratulierten mir. Die Schule bereitet
sich im Moment auf eine „Exhibition“ vor, auf welcher ganz viele selbstgemachte
Sachen verkauft werde, daher mussten Isa und ich kleine Tontöpfchen anmalen,
was aber sehr entspannend war und wir uns mit den anderen Lehrern unterhalten
konnten. Zwischendurch brachten mir meine Chefinnen mein Geschenk. Es ist
mir ein wenig unangenehm, von allen mit
solchen schönen Geschenken überrascht zu werden, aber die Freude in den Augen
zu sehen, wenn ich mein Geschenk gerührt
entgegennehme ist so toll! Und der Stoff ist wirklich wunderschön!
Mein Geschenk - Stoff!
Um Zwölf (Lunchtime!!) wurde in der Hall ein Tisch aufgebaut.
Tatsächlich haben sie mir eine Torte organisiert! Ich war total überwältigt und
auch ziemlich nervös, weil das Anschneiden der Torte in Indien ein wichtiges
Ritual ist und ich nicht ganz wusste, was ich zu tun hatte. Aber zum Glück hat Mrs
Chadha meine Hilflosigkeit erkannt und mir immer gesagt, was ich jetzt zu tun
habe.
Diana: Mrs Chadha? Help? Please?!
Mrs Chadha: Du schaffst das schon!
Diana: Oh mein Gott... Na dann..
Mrs Chadha: Oh mein Gott, das kann ich mir nicht länger mit ansehen!
Na also, geht doch!
Mhm... lecker!
Isabell muss auch abbeißen..
Prachtexemplar
Nachdem ich ein Stückchen rausgeschnitten habe, wurde ich
mit diesem gefüttert. Wäre meine Familie anwesend gewesen hätte nach mir mein
Papa und danach der Rest der Familie einen Bissen von ebendiesem Stück
abbekommen. Nach dieser Zeremonie habe ich dann ganz Stolz die Schokocrossies
verteilt und auch ganz fleißig Bewunderung und Lob eingeheimst J.
Nach dem Essen verlief alles dann ganz unspektakulär (zum
Glück!) und ich konnte mich seelisch auf die Zeremonie im BSSK vorbereiten.
Dort wurden alle Kinder um einen Tisch mit dem Kuchen in
Partyhüten gesetzt. Ich bekam natürlich auch Einen. Also Partyhut, versteht
sich. Alle Staffmitglieder versammeten sich ebenfalls und die älteren Frauen
kamen jeweils zu mir, malten mir mit orangenem Puder einen Punkt auf die Stirn,
ließen das Tablett vor meinem Gesicht kreisen und gaben mir Zucker, welchen ich
essen musste. Diese Zeremonie soll im nächsten Lebensjahr die bösen Geister von
mir fernhalten und dafür sorgen, dass ich immer genug Nahrung habe – sowohl für
den Leib als auch für den Geist.
Der Punkt aus Puder :)
Die Segnung
Lecker Zucker!
Auch hier musste ich den Kuchen schneiden und sowohl ich als
auch Isabell wurden wieder gefüttert. Geschenke habe ich auch bekommen:
Thali-Geschirr und Blumen vom BSSK und eine Tiffin von Isabell.
Thali: Ein großer
Teller, auf dem Schälchen mit Daal und Gemüse stehen, dazu gibt es Chapati und
Reis.
Tiffin: DIE indische
Brotdose. Jeder Inder besitzt diese und nimmt in ihr sein Mittagessen mit – so wie
ich jetzt auch J
Nach dem Kuchenessen haben Isabell und ich noch ein wenig
mit den süßen Kindern gespielt und sind so um kurz nach Sieben aufgebrochen, um
Essen zu gehen. In einem kleinen Restaurant haben wir Dosa und Uttapa gegessen,
zu Trinken gab es Sprite!
Isas Uttapa
Mein Dosa
Um halb Zehn war ich mit meiner Familie in Deutschland zum
Skypen verabredet, wir haben auf mich als auch auf meine Mami und Papi
angestoßen und dabei haben sie vor meinen Augen eines meiner absoluten
Lieblingsessen gegessen!!! Pilmeschki!!!! Zum Glück war ich satt. Als dann
zufällig Oma und Opa vorbeigekommen sind (nicht bei mir in Indien, sondern zu
Hause in Deutschland!) war es perfekt und sie haben mir auch geholfen, meine
Kerzen auf meiner aufgetauten Geburtstagstorte auszupusten ;) . Manch einer mag
das als albern abtun, aber ich war echt glücklich und so habe ich das Gefühl,
doch noch an meinem deutschen Leben teilzuhaben und so eine Auszeit von der indischen
Lebensweise tut schon ganz gut.
Danke an alle, die diesen Tag so wunderbar gemacht haben! Vielen, vielen Dank für alle
Glückwünsche!
Eure Didi

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