Donnerstag, 17. Oktober 2013

Navaratri - das 9 Nächte Festival


Wie ihr der Überschrift entnehmen könnt, gabs in Indien (mal wieder) ein Festival und zwar das 9-Nächte-Festival

Die ersten Tage habe ich nicht viel davon mitbekommen, außer dem einen schulfreien Tag und dem nächtlichen Lärm. Vom Fenster meiner Wohnung aus konnte ich auch die täglichen Tänze beobachten, die bis mindestens um 2 Uhr früh gingen. Ich habe keine Ahnung wie Inder das machen: Aufstehen nach 7 Uhr wird als schlechte Angewohnheit angesehen, welche für einen unreinen und schwachen Charakter steht, deshalb stehen die meisten Inderinnen schon um 4.30 Uhr auf, machen Yoga, Reinigen sich nach hinduistischen Ritualen, machen einen Spaziergang und bereiten dann das Frühstück und die Tiffins für die ganze Familie zu. Und habe ich erwähnt, dass sie immer wunderschön aussehen? Keine Anzeichen von Müdigkeit, der Teint strahlt und die Haare sitzen perfekt.

Und nein,  ICH HABE KEINE AHNUNG WIE DIE DAS MACHEN, WENN DIE BIS SPÄT IN DIE NACHT TANZEN!! Aber diesem Phänomen werde ich noch einen ganz eigenen Blogeintrag widmen.

Zurück zu den 9 Nächten: Isa und ich wurden von Schrobangi, einer Aaya aus dem BSSK, zu ihrem Tanz eingeladen. Nur leider war sie verhindert, da sie die ganze Woche die Nachtschicht hatte. Aber das macht ja nichts. Varsha begleitete uns und mit ihr Chitru, auch eine Aaya.

Die Rikscha, welche uns um 19:30 Uhr abholte, brachte uns erst zum Tempel, wo Chitru und Varsha beteten. Wir haben uns ein wenig fehl am Platze gefühlt. Zurück auf der Straße hat uns Chitru dann zu Pani Puri eingeladen, kleine Bällchen, die mit einer sehr scharfen Soße gefüllt werden. Wie gesagt, sehr scharf, aber trotzdem super lecker!
 


 

Als wir Schrobangis Haus erreicht haben, verabschiedete sich Chitru. Das Haus ist sehr klein, es hat eine Küche, die vollgestopft war mit Geschirr und im Obergeschoss einen Raum, im welchen ein Bett, Kühlschrank und Fernseher stehen. Die Familie schläft zu fünft in diesem kleinen Raum, die Großeltern auf dem Bett und die Anderen auf dem Boden. Als wir das erfahren haben waren wir erstmal geschockt, durften uns das aber nicht anmerken lassen, weil das für indische Verhältnisse noch ziemlich gut ist und die Familie sehr stolz auf ihr zu Hause ist. Das finde ich so bewundernswert: Sie haben viel weniger als wir, sind aber doch so viel reicher an Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Lebensfreude.  Die Kinder von Shrobangi (Junge und Mädchen, beide ungefähr in unserem Alter) haben uns sehr lieb empfangen und uns Erdnüsse, Schokolade und Wasser angeboten. Weil wir nur gefiltertes Wasser trinken dürfen ist Onkar, der Sohn, nochmal extra los und hat es uns gekauft. Das war uns sehr unangenehm! Mit den Großeltern haben wir dann die indische Version von „Wer wird Millionär?“ geguckt und echt viel Spaß gehabt. Um 22 Uhr fingen dann draußen die Tänze an, so dass wir auch bald darauf hinausgingen.

Das werde ich im Leben nie wieder vergessen! Alle haben getanzt, egal ob alt oder jung, Mann oder Frau, hell oder dunkel, Brahmane oder Harijan. Es war so eine gelöste Stimmung, alle hatten Spaß. Ich will das an dieser Stelle auch nicht weiter beschreiben, denn dafür werde ich nicht die passenden Worte finden. Stattdessen folgen ein paar Fotos:
 
 
So wunderschön war die ganze Straße beleuchtet!

                                                            
                                                      Alle tanzen! Männer und Frauen...


                                                          Kinder..

 
..einfach alle!!
 
 
                                Natürlich wurden wir mit Fragen gelöchert, wenn ein Tanz zu Ende war :)

 
 
                                  Tadaaa! Ich habe die Tänzer selbstverständlich auch gefilmt :)
 

 

Am Sonntag wurde das Festival dann mit einem gigantischen Feuerwerk abgeschlossen.

Mit Ujjwala , unserer Chefin, ihren drei Neffen sowie Nisha, einer Social Workerin aus dem BSSK und ihrer Tochter sind wir in ein kleines Dorf gefahren, welches ca. 30 Kilometer außerhalb von Sangli liegt, gefahren. Alle Familien in dem Dorf bereiten das ganze Jahr über Raketen vor, welche dann an diesem einen Tag abgefeuert werden. Es besteht sogar ein inoffizieller Wettkampf: Welche Familie hat die schönsten und vor allem spektakulärsten Raketen gefertigt? Es ist genauso, wie es klingt: verdammt gefährlich. Die Menschen sind nicht ausgebildet, Sicherheitsstandards gibt es nicht und so ist es tragischer Weise nicht verwunderlich, dass es schon bevor es überhaupt losging, drei Tote gab. Bei den Vorbereitungen ist wohl eine Rakete durch einen Funken angezündet worden und in das Haus einer Familie geflogen und dort explodiert. Trotz dieses schrecklichen Ereignisses wurden das Feuerwerk und die Prozession nicht abgesagt, das diese einen religiösen Hintergrund hatten und man die Götter ja auf keinen Fall verärgern will. Dieses Wissen machte  mir auf der ganzen Autofahrt ein mulmiges Gefühl. Dort angekommen wurden wir von einem Mann abgeholt, von wessen Dachterrasse wir das Spektakel bewundern dürfen. Ujjwala erklärte uns, dass es wohl sicherer sei und so dachten wir, dass das Haus etwas außerhalb liegt. Aber nein, es ist mittendrin. Direkt vor dem Haus werden die Raketen angezündet. Und zwar nicht wie bei uns in Flaschen und Sicherheitsabstand, sondern sie werden einfach losgelassen. Allein ich habe 4 Raketen beobachtet, welche auf (zum Glück!!!) leeren Dächern landeten. Wie man sieht, war eine Dachterrasse wohl doch nicht der beste Ort, aber das schien keinen anderen außer mich und Isabell zu stören. Mehrfach vielen uns glühende Brocken auf die Terrasse, es gab mehrere kleine Explosionen und die Menschen tanzten um Fontänen im Funkenregen. Ja, ich hatte Angst. Angst, weil Raketen so unberechenbar sind. Aber auf der anderen Seit war ich auch fasziniert, so wunderschöne Raketen habe ich wirklich noch nie gesehen! Der Enthusiasmus der Inder war ansteckend und so kam ich zum ersten meiner legendären Lachanfällen hier in Indien. Also wie ihr seht, war es durchaus kein negatives Erlebnis, sondern es war absolut durchwachsen. Es gab die schrecklichen Momente, wo man die Hitze und Druckwelle spürte und dachte: Okay, das war’s also. Und dann gab es diese „Es ist der beste Abend meines Lebens!“-Momente. Auch das hier kann ich nicht wirklich beschreiben, die Worte werden dem Erlebten einfach nicht gerecht. Ich hoffe, die Bilder  sind ein wenig aufschlussreicher :)

 




 
Ich glaube, dass war nicht so geplant..







 
 
 
 

Nach einer Weile startete die Prozession zum Tempel. Ein Pferd symbolisierte den Gott und es hielt an jedem Haus, damit die Frau des Hauses eine Puhja machen konnte, d.h. sie ehrte und beschenkte das Pferd.

 
                        
                                                                  Das Pferd
 
 
Die Prozession :)


Kurz darauf sind wir dann weggefahren, das Feuerwerk  und die Prozession gingen noch bis in die frühen Morgenstunden.

Im BSSK angekommen haben wir  in Isas Geburtstag reingefeiert! Sie ist jetzt 20 Jahre alt.

Der Kuchen war super lecker und sie hat ein schönes Kleid bekommen.
 
 
Isa brauchte auch Hilfe!

 
Und sie wurde selbstverständlich auch gefüttert!

   
                                                                Tadaa! Voll das coole Geschenk!!
 
Puh, das wär erstmal geschafft! Vielen Dank an alle, die so fleißig meinen Blog verfolgen! Ich habe nicht mit so vielen Rückmeldungen gerechnet und freue mich über jede Einzelne!
Eure Nana

 

 

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