Wie ihr der Überschrift entnehmen könnt, gabs in Indien (mal
wieder) ein Festival und zwar das 9-Nächte-Festival
Die ersten Tage habe ich nicht viel davon mitbekommen, außer
dem einen schulfreien Tag und dem nächtlichen Lärm. Vom Fenster meiner Wohnung
aus konnte ich auch die täglichen Tänze beobachten, die bis mindestens um 2 Uhr
früh gingen. Ich habe keine Ahnung wie Inder das machen: Aufstehen nach 7 Uhr
wird als schlechte Angewohnheit angesehen, welche für einen unreinen und schwachen
Charakter steht, deshalb stehen die meisten Inderinnen schon um 4.30 Uhr auf,
machen Yoga, Reinigen sich nach hinduistischen Ritualen, machen einen Spaziergang
und bereiten dann das Frühstück und die Tiffins für die ganze Familie zu. Und
habe ich erwähnt, dass sie immer wunderschön aussehen? Keine Anzeichen von
Müdigkeit, der Teint strahlt und die Haare sitzen perfekt.
Und nein, ICH HABE KEINE
AHNUNG WIE DIE DAS MACHEN, WENN DIE BIS SPÄT IN DIE NACHT TANZEN!! Aber diesem
Phänomen werde ich noch einen ganz eigenen Blogeintrag widmen.
Zurück zu den 9 Nächten: Isa und ich wurden von Schrobangi,
einer Aaya aus dem BSSK, zu ihrem Tanz eingeladen. Nur leider war sie
verhindert, da sie die ganze Woche die Nachtschicht hatte. Aber das macht ja
nichts. Varsha begleitete uns und mit ihr Chitru, auch eine Aaya.
Die Rikscha, welche uns um 19:30 Uhr abholte, brachte uns
erst zum Tempel, wo Chitru und Varsha beteten. Wir haben uns ein wenig fehl am
Platze gefühlt. Zurück auf der Straße hat uns Chitru dann zu Pani Puri eingeladen,
kleine Bällchen, die mit einer sehr scharfen Soße gefüllt werden. Wie gesagt,
sehr scharf, aber trotzdem super lecker!
Als wir Schrobangis Haus erreicht haben, verabschiedete sich
Chitru. Das Haus ist sehr klein, es hat eine Küche, die vollgestopft war mit
Geschirr und im Obergeschoss einen Raum, im welchen ein Bett, Kühlschrank und
Fernseher stehen. Die Familie schläft zu fünft in diesem kleinen Raum, die Großeltern
auf dem Bett und die Anderen auf dem Boden. Als wir das erfahren haben waren
wir erstmal geschockt, durften uns das aber nicht anmerken lassen, weil das für
indische Verhältnisse noch ziemlich gut ist und die Familie sehr stolz auf ihr
zu Hause ist. Das finde ich so bewundernswert: Sie haben viel weniger als wir,
sind aber doch so viel reicher an Gastfreundschaft, Großzügigkeit und
Lebensfreude. Die Kinder von Shrobangi
(Junge und Mädchen, beide ungefähr in unserem Alter) haben uns sehr lieb
empfangen und uns Erdnüsse, Schokolade und Wasser angeboten. Weil wir nur
gefiltertes Wasser trinken dürfen ist Onkar, der Sohn, nochmal extra los und
hat es uns gekauft. Das war uns sehr unangenehm! Mit den Großeltern haben wir
dann die indische Version von „Wer wird Millionär?“ geguckt und echt viel Spaß
gehabt. Um 22 Uhr fingen dann draußen die Tänze an, so dass wir auch bald darauf
hinausgingen.
Das werde ich im Leben nie wieder vergessen! Alle haben
getanzt, egal ob alt oder jung, Mann oder Frau, hell oder dunkel, Brahmane
oder Harijan. Es war so eine gelöste Stimmung, alle hatten Spaß. Ich will das
an dieser Stelle auch nicht weiter beschreiben, denn dafür werde ich nicht die
passenden Worte finden. Stattdessen folgen ein paar Fotos:
So wunderschön war die ganze Straße beleuchtet!
Alle tanzen! Männer und Frauen...
Kinder..
..einfach alle!!
Am Sonntag wurde das Festival dann mit einem gigantischen
Feuerwerk abgeschlossen.
Mit Ujjwala , unserer Chefin, ihren drei Neffen sowie Nisha,
einer Social Workerin aus dem BSSK und ihrer Tochter sind wir in ein kleines
Dorf gefahren, welches ca. 30 Kilometer außerhalb von Sangli liegt, gefahren.
Alle Familien in dem Dorf bereiten das ganze Jahr über Raketen vor, welche dann
an diesem einen Tag abgefeuert werden. Es besteht sogar ein inoffizieller Wettkampf:
Welche Familie hat die schönsten und vor allem spektakulärsten Raketen
gefertigt? Es ist genauso, wie es klingt: verdammt gefährlich. Die Menschen
sind nicht ausgebildet, Sicherheitsstandards gibt es nicht und so ist es tragischer
Weise nicht verwunderlich, dass es schon bevor es überhaupt losging, drei Tote
gab. Bei den Vorbereitungen ist wohl eine Rakete durch einen Funken angezündet
worden und in das Haus einer Familie geflogen und dort explodiert. Trotz dieses
schrecklichen Ereignisses wurden das Feuerwerk und die Prozession nicht abgesagt,
das diese einen religiösen Hintergrund hatten und man die Götter ja auf keinen
Fall verärgern will. Dieses Wissen machte mir auf der ganzen Autofahrt
ein mulmiges Gefühl. Dort angekommen wurden wir von einem Mann abgeholt, von
wessen Dachterrasse wir das Spektakel bewundern dürfen. Ujjwala erklärte uns,
dass es wohl sicherer sei und so dachten wir, dass das Haus etwas außerhalb
liegt. Aber nein, es ist mittendrin. Direkt vor dem Haus werden die Raketen
angezündet. Und zwar nicht wie bei uns in Flaschen und Sicherheitsabstand,
sondern sie werden einfach losgelassen. Allein ich habe 4 Raketen beobachtet,
welche auf (zum Glück!!!) leeren Dächern landeten. Wie man sieht, war eine
Dachterrasse wohl doch nicht der beste Ort, aber das schien keinen anderen außer
mich und Isabell zu stören. Mehrfach vielen uns glühende Brocken auf die
Terrasse, es gab mehrere kleine Explosionen und die Menschen tanzten um
Fontänen im Funkenregen. Ja, ich hatte Angst. Angst, weil Raketen so
unberechenbar sind. Aber auf der anderen Seit war ich auch fasziniert, so
wunderschöne Raketen habe ich wirklich noch nie gesehen! Der Enthusiasmus der
Inder war ansteckend und so kam ich zum ersten meiner legendären Lachanfällen
hier in Indien. Also wie ihr seht, war es durchaus kein negatives Erlebnis,
sondern es war absolut durchwachsen. Es gab die schrecklichen Momente, wo man
die Hitze und Druckwelle spürte und dachte: Okay, das war’s also. Und dann gab
es diese „Es ist der beste Abend meines Lebens!“-Momente. Auch das hier kann
ich nicht wirklich beschreiben, die Worte werden dem Erlebten einfach nicht
gerecht. Ich hoffe, die Bilder sind ein wenig aufschlussreicher :)
Ich glaube, dass war nicht so geplant..
Nach einer Weile startete die Prozession zum Tempel. Ein
Pferd symbolisierte den Gott und es hielt an jedem Haus, damit die Frau des
Hauses eine Puhja machen konnte, d.h. sie ehrte und beschenkte das Pferd.
Das Pferd
Die Prozession :)
Kurz darauf sind wir dann weggefahren, das Feuerwerk und die Prozession gingen noch bis in die
frühen Morgenstunden.
Im BSSK angekommen haben wir in Isas Geburtstag reingefeiert! Sie ist jetzt
20 Jahre alt.
Der Kuchen war super lecker und sie hat ein schönes Kleid
bekommen.
Isa brauchte auch Hilfe!
Und sie wurde selbstverständlich auch gefüttert!
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