Dienstag, 31. Dezember 2013

Chiplun

Der Hauptsitz vom BSSK ist in Pune. Daneben gibt es noch drei weitere Außenstellen – in Aurangabad, Sangli und Chiplun. Ujjwala ist sowohl von Sanglli als auch von Chiplun die Chefin.

Eines Tages fragte sie uns, ob wir nicht mit nach Chiplun wollten. Natürlich wollten wir!

 

So hieß es dann am 15.12.: Um 6 Uhr morgens aufstehen und um halb sieben: auf nach Chiplun! Die Fahrt war wundervoll. Die Landschaft ist unglaublich und man schaut wirklich die ganze Zeit aus dem Fenster. Natürlich nie nach vorne, denn die Fahrweise unseres Fahrers ist „ein bisschen“ riskant. In Chiplun angekommen wurden wir von einem herrlichen Mittagessen empfangen. Weil Ujjwala arbeiten musste, haben wir ein bisschen mit den Kindern gespielt oder die unglaubliche Aussicht auf der Terasse bei einer Runde UNO genossen. Am Abend zeigten Ujjwala und Chandu uns ein wenig die Umgebung. Wir besichtigten einen alten Tempel und aßen die Spezialität der Region: Fisch! Der Fisch war göttlich. Er wurde in Kokosnusscurry gekocht und dieses Curry allein ist einfach herrlich! Dazu gab es Wade, ein gigantisches Donatförmiges Gebäck, das quasi Chapatiersatz war. Auch sehr lecker.
 
 
Unterwegs haben wir uns eine Jageryfabrik angeschaut.
Jagery wird aus Zuckerrohr gemacht und wird zum Süßen verwendet. Schmeckt ein bisschen wie Honig!


 

 

Am nächsten Tag durften Isa und ich so lange schlafen, wie wir wollten. Das haben wir selbstverständlich ausgenutzt. Am Nachmittag trafen dann die zwei Australierinnen ein, die der Grund für Ujjwalas Ausflug nach Chiplun waren. Die Beiden gehören einer australischen Gruppe an, die Kinder des Sponsorshipprogrammes fördert. Shilpa wurde als Baby in  Pune aus dem BSSK adoptiert und Kelsey ist schon seit langer Zeit ihre beste Freundin. Die Beiden brachten viele Geschenke für die Sponsorships mit und am gleichen Nachmittag haben wir auch Einige der Kinder besucht, u.A. das Sponsorship von Kelsey. Wir haben auch ein Kind in einer Schule besucht. Die Schule hat einen mega Aufriss gemacht: die Tanzgruppe hat vor der Schule getanzt, uns wurden feierlich Blumen überreicht und im Büro mussten wir uns einen Vortrag des Direktors anhören, den er vom Flyer abgelesen hat. Versteht mich nicht falsch, ich war schon  beeindruckt. Aber es hat mich sehr gestört, dass alles so zur Schau gestellt worden ist. Was mir dann den Besuch wirklich verdorben hat ist, dass uns der Direktor am Schluss einen Brief in die Hand gedrückt hat mit den Worten: „Read this letter hardly and solve our problems.“.

 
 


Auch am nächsten Tag haben wir Sponsorships besucht und gerade für Shilpa ist es sehr emotional gewesen, da sie immer gedacht hat: „Das könnte eigentlich auch mein Leben sein!“. Die Häuser der Familien sind größer als die der Sponsorships in Sangli und wirken auch deutlich besser, da Chiplun sehr ländlich ist und die Kinder nicht in einer „slumlike area“ leben. Die Natur ist unglaublich und die Menschen leben mit ihr zusammen im Einklang. Das ist das wirkliche, natürliche, auf dem Boden gebliebene Indien. Hier werden die verschiedenen spirituelle Rituale und die natürlichen Heilmethoden noch wirklich gelebt.
 
Das Überreichen der Sponsorgeschenke




 
So ein Sonnenbad ist herrlich ...

 
 
...und mach hungrig! Nene, ich wars echt nicht, wie kommt ihr denn da drauf?! :D 

 
 

Zusammen mit den Australierinnen sind wir dann nach Hause gefahren und haben noch einen tollen Abend in unserem berühmten Dosacenter verbracht.

Donnerstag, 5. Dezember 2013

Dada, Good Bye und auf Wiedersehen


Als ich meine Bewerbung für meinen Frewilligendienst fertig gemacht habe, war mir klar, dass ich definitiv mit Abschied konfrontiert werden würde. Der Abschied von Freunden, Familie. Abschied von Deutschland, der Ordnung, dem Essen. Ich habe mich damit getröstet, dass es nur ein einmaliger Abschied sein wird und außerdem werde ich ja nach einem Jahr zurückkommen.

Das Thema Abschied ist für mich nicht nur einmalig.

Der Abschied geht weiter. Kurz nach unserer Ankunft musste ich mich schon von Poonam verabschieden, einem kleinen Mädchen mit einem süßen Mondgesicht. Sie war nur kurz im BSSK und wurde von ihren Großeltern aufgenommen, nachdem ihre Mutter sie ins Heim gebracht hat.

Dieser Abschied war nicht so schmerzhaft, denn ich weiß, dass Poonam es jetzt besser hat, als in dem besten Kinderheim der Welt (=BSSK Sangli). Genauso verhält es sich mit den Adoptionen. Das Heim kann niemals die Liebe und Geborgenheit von Eltern und einem zu Hause geben können.
Babies werden schnell „wegadoptiert“, zu ihnen baue ich keine enge Bindung auf. Aber bei der Adoption älterer Kinder ist das nicht so leicht. Vor ca. einem Monat wurde die große Gauri adoptiert. Zu ihr hatte ich eine enge Bindung und doch habe ich mich neben der Traurigkeit, die nun mal da ist, sehr für sie gefreut.

Der schlimmste Abschied war bisher für mich der von Yogita. Das BSSK muss Kinder, die das sechste Lebensjahr erreichen in eine andere Institution geben. Yogita hat keine Chance auf eine Adoption, da sie HIV positiv ist und ihre Lebenserwartung bei maximal 20 Jahren liegt. Oft haben wir Ujjwala gefragt, wie viel Zeit Yogita noch im BSSK bliebe und jedesmal antwortete sie, dass sie nach einem guten Heim suchen. Eines Tages war es ganz plötzlich soweit. Ujjwala hat niemandem etwas gesagt, damit Yogita bis zum Schluss normal behandelt wird. „Nach dem Mittagessen bringen wir Yogita weg.“. Der Schock saß tief, bei allen. Nur Yogita freute sich, suchte ihre Lieblingskleider zusammen, nahm ihr Lieblingsspielzeug und verabschiedete sich von den Kindern. Ich kannte Yogita gerade mal drei Monate und hatte Tränen in den Augen. Die Aias und Socialworker kannten sie jedoch von Geburt an. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schrecklich das für sie gewesen sein muss. Yogita war verwirrt, dass an ihrem Glückstag alle mit den Tränen kämpften und niemand sich zu freuen schien.

 

Bald darauf folgte schon wieder ein großer Abschied. Father Sibichen Joseph wurde versetzt. Er gehört zur Sangli Mission Society, zur welcher wiederum die Schule gehört. In der Schule wurde eine Feier veranstaltet, alle Schüler haben selbstgebastelte Geschenke mitgebracht und fast alle Lehrer hielten eine kurze Rede. Father Joseph war sehr beliebt und so war es nicht verwunderlich, dass alle weinten. Alle außer mir. Ich kannte ihn halt noch nicht so lange!

 
Mit jedem Abschied wachse ich. Mit jedem Abschied merke ich, dass Abschied auch positive Seiten hat. Mit jedem Abschied fange ich an, die Zeit hier intensiver zu erleben und das Wichtigste: bewusster.